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Reisebericht Lappland 2013

Husky-Tour durch Lappland


.. die etwas andere Schlittenfahrt!

Über Helsinki geht unser Flug nach Kittilä. Die Stadt mit ihren 5.800 Einwohnern liegt im Norden Finnlands und nördlich des Polarkreis. Mit dem Bus geht es in 45 Minuten in die ÄKÄSKERO Wilderness Lodge, welche sehr schön an einem See liegt. Dieser hält aber unter einer dicken Schneedecke seinen Winterschlaf. Wir checken ein und beziehen ein geräumiges Zimmer. Wir nehmen unsere Ausrüstung in Form von Thermolatzhose, Thermo-Kapuzenpulli, Fellhandschuhen und Fellmütze in Empfang. Die Fellstiefel benötigen wir nicht, wir haben unsere antarktiserprobten Stiefel dabei. Vor dem Abendessen noch ein Spaziergang durch die klirrende Kälte. Der Schnee knirscht laut unter unseren Schritten, aber die Luft ist angenehm trocken. Ca. 40 Leute nehmen später in dem rustikalen Restaurant ihr Abendessen ein. Auf den Tischen stehen kleine Schautafeln mit unseren Namen und die dienen gleichzeitig als Gruppeneinteilung. Wir sind 5 an unserem Tisch und 2 Mitreisende werden noch spät in der Nacht erwartet.

        

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen geht es dann mit dem Bus in einer halben Stunde in das Äkäskero Dog Camp. Mit minus 4 Grad ist es fast warm und wir eilen zu den Hunden. Unser Guide öffnet uns ein Gehege, in dem unsere Schlitten stehen. Dann lässt er 34 Alaskan Husky dazu und sie springen wild um uns herum. Die Hunde einfach so einzufangen ist nicht möglich. Aber geht man in die Hocke und streckt eine Hand aus, so wird aus den zähnefletschenden, umherspringenden wilden Vierbeinern ein neugieriger Schlittenhund. So "fängt" man einen Hund nach dem anderen ein und zieht ihm das Geschirr über. Irgendwann ist es geschafft und unser Guide ruft die Tiere beim Namen und wir spannen sie vor unsere Schlitten. Das müssen wir in den nächsten Tagen jeden Morgen erledigen. Mit dem einen Unterschied, dass die Hunde dann als Team an der Kette des Schlittens liegen. Die Bremsmatte, Bremsenkralle und der Anker werden uns erklärt. Das Ganze unter dem ohrenbetäubenden Gebelle und Geheule unserer Schlittenhunde. Die wollen, wenn sie angespannt sind immer noch eines: LAUFEN! Der Schlittenanker sollte tief in den gefrorenen Boden getrieben sein, sonst kommt es vor, dass man sehr schnell ohne Hunde und Schlitten dasteht. Selbst wenn man auf der Bremsmatte steht zerren sie unermüdlich an dem Führseil. Als dann das Gatter geöffnet wird, gibt es kein halten mehr. Die ersten Gespanne verlassen das Camp und verschwinden im tief verschneiten Wald. Dann bin ich an der Reihe und es geht mit einem Höllentempo los. Durch die erste S-Kurve, ganz knapp an den Tannen vorbei und einen kleinen Hang hinauf. Welch ein Spaß! Da steht man dick vermummt mit Gletscherbrille auf den Kufen und vier dieser Alaska-Husky geben Vollgas. Das Tempo ist schon gehörig, aber nach einer halben Stunde pendelt es sich ein. Die ersten Kurven sind gemeistert und wir gelangen auf eine schneebedeckte Moorfläche. Hier kann man dann zum ersten Mal die Landschaft genießen und ich greife nach meiner Kamera. Doch der Leithund bemerkt jede Bewegung auf dem Schlitten und dreht den Kopf nach mir. Daran wird er sich gewöhnen müssen. Ich fotografiere halt gern. Nach 4 Stunden und gut 40 Kilometern gelangen wir wieder zurück ins Dog Camp. In einer Kota (finnische Grillhütte) wartet Tee, Kaffee und eine warme Suppe auf uns. Wir haben unsere erste Ausfahrt bei milden Minusgraden hinter uns.

husky         

Der nächste Tag wartet mit mehr Kälte auf und unsere Hunde lieben es. Je kälter, desto besser. Noch einmal das Einfangen von 34 Schlittenhunden. Dann wieder die rasante Ausfahrt, die bei eisigen Temperaturen noch spektakulärer ist. Doch die trockene Kälte ist gut zu ertragen und unsere 4-tägige Schlittentour kann beginnen. Man kennt seine Hunde schon beim Namen und die Landschaft zieht im gemächlichen Tempo an einem vorbei. Doch es gibt auch Abfahrten, bei denen der Schlitten immer wieder laut auf den eisigen Untergrund schlägt. In manchen Passagen muss man sogar auf die Bremse treten. Die vier Hundestärken vor mir quittieren solche Manöver mit Blicken in meine Richtung. Mir kann es ja eh nicht schnell genug gehen, aber es fährt ja auch noch ein Gespann vor einem. Hin und wieder kommt es vor, dass jemand den Schlitten verlässt. Im Allgemeinen recht unfreiwillig. Dann landet man im Tiefschnee und muss erstmal da wieder heraus kommen. Den Schlitten müssen dann die anderen Teilnehmer einfangen. Mir bleibt dieses Szenario während der Tour erspart. Hin und wieder passiert man vereiste Straßen und muss sich vorher vergewissern, ob nicht doch ein Auto vorbei kommt. Irgendwann kommen wir dann an unserer Übernachtungshütte an. Die Hunde werden an die Kette für die Nacht gelegt und gefüttert. Das Wasser wird aus einem Brunnen geholt und das Feuer im Ofen entzündet. Später heizen wir noch die Sauna und genießen die Wärme. Nach dem Saunagang reibt man sich mit dem Pulverschnee ab, eine Dusche gibt es nicht.

        

Nach der Nacht in der Einraumhütte geht es wieder los. Die Schlittenhunde haben draußen gemütlich geschlafen und sind putzmunter. Und wieder geht es hinaus in die Weite Lapplands. Nach dem bedecktem Himmel von gestern, reißt heute die Wolkendecke auf. Bei Bilderbuchwetter gleiten unsere Schlitten auf dem weißen Untergrund. Bei einigen Anstiegen läuft man dann hinter dem Schlitten her oder schiebt ihn sogar noch an. Die Hunde bemerken die Unterstützung sofort. Die Mittagspause beschränkt sich auf knappe 10 Minuten und auf 2 Tassen Tee oder Kaffee aus den mitgebrachten Thermoskannen. Am Nachmittag passieren wir dann die Audi-Teststrecke. Einige rote Flitzer drehen ihre Runden auf dem zugefrorenen See. Wir sind da gemächlicher unterwegs und erreichen unsere nächste Hütte. Die Sauna und Toiletten befinden sich ca. 50 m entfernt und verheißen kalte Spaziergänge in der Nacht. Das Wasser hole ich diesmal direkt aus dem See. Man kann es sogar pur trinken. Nach dem obligatorischen Saunagang gehen wir nochmal auf den See und sehen drei blaßgrüne Streifen am Horizont. Das Polarlicht in stark abgeschwächter Form.

So langsam kehrt Alltag ein. Man ist mit dem Umgang mit den Hunden vertraut und freut sich auf jeden weiteren Tag hier draußen. Die Gruppe funktioniert und die Abläufe sind fast gewohnt.

        

Morgens frieren mir dann die Finger am Karabiner fest. Es ist bitterkalt. Wir haben den letzten Tag vor uns und bei diesen Temperaturen sind die Bedingungen ideal für die Schlittentour. Über große Seen geht die Fahrt stundenlang. Am Ende des Tages nehmen wir Abschied von unseren Hunden und kehren in die Lodge zurück. Den nächsten Tag verbringen wir mit einer Schneeschuhwanderung. Wir zwei laufen quer über den See und sind stundenlang in der Einsamkeit Lapplands unterwegs. Nichts als Schnee und unglaubliche Stille umgeben uns. Vor der lodgeeigenen Sauna ist der See durch eine kleine Quelle eisfrei und läd bei -15 Grad zu einem Bad ein. Ich genieße dieses ungewöhnliche Schwimmerlebnis gleich zweimal.

Schöne Tage im Norden Finnlands gehen nun zu Ende, doch am letzten Abend kommt das Polarlicht über den See und wir stehen eine Stunde in der Kälte. Momente, die man nie vergisst.

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