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Reisebericht Bhutan 2009

„The world has only a few secrets left, but Bhutan is one of them”

Bhutan Map

Bhutan ist das einzige buddhistische Königreich im Himalaya und gilt für viele als das geheimnisvolle, mystische Land Shangri La. So groß wie die Schweiz, aber dünn besiedelt, strahlt dieses kleine Königreich einen unbeschreiblichen Zauber aus, dem man sich kaum entziehen kann. Seine Faszination geht nicht nur von den schneebedeckten Bergen, den dichten Wäldern und der imposanten Architektur aus, sondern vor allem von den bezaubernden Menschen. Es ist diese Art von Anmut, Würde und Bescheidenheit.
Da die Regierung bisher den Tourismus in engen Grenzen gehalten hat, scheint in Bhutan die Zeit stehen geblieben zu sein. Die unabhängigen Bhutaner leben nach ihren alten Sitten und Gebräuchen, die in erster Linie von der Religion des tantrischen Buddhismus bestimmt sind.
Die Einwohner tragen im täglichen Leben die Trachten, die schon vor hunderten von Jahren getragen wurden. Man spricht hier vom Brutto-Nationalglück und meint es damit wirklich Ernst. Die Besucher des Landes zahlen pro Nacht 200 $ „Eintritt“ und das ist fast wie All-Inclusiv-Reisen. Man bekommt einen Guide zugewiesen und braucht weder Essen noch Unterkünfte zu bezahlen. Geht man auf eine Trekkingtour, so wird eine Begleitmannschaft kostenlos gestellt. Man benötigt nur Geld für Souvenirs und Getränke. Man muss einen Weg mit der staatseigenen Fluggesellschaft Druk Air zurücklegen. Also auf dem Landweg ein- und wieder ausreisen geht nicht. Da wir eh in Nepal waren sind wir beide Strecken geflogen.

 

Willkommen im Land des Donnerdrachen!

Flug Kathmandu - Paro (2.235 m ü. N. N.)

Druk Air Himalaya

Als wir aus dem Dunst des Kathmandu-Tals aufsteigen bietet sich ein spektakulärer Blick auf den Himalaya. Weiße Berggipfel und stahlblauer Himmel erfreuen das Auge. Man erkennt den Mt. Everest, Lhotse, Makalu und auch den Kanchenjunga klar und deutlich. Da hat es sich gelohnt beim Check-Inn nach Sitzplätzen auf der linken Seite zu fragen! Die Landung auf dem einzigen Flugplatz des Landes ist für uns Passagiere nichts Besonderes. Für die Piloten aber schon und es gibt nur 10 Lizenzen zur Landung mit einem Flugzeug wie unserem Airbus A 319. Aus großer Höhe kommend muss die Maschine noch durch ein flaches Tal manövriert werden um auf dem Flughafen Paro zu landen.

Paro Dzong National Museum
Schon der Flughafen ist ansehnlich. Das Gebäude im traditionellen Stil erbaut, wie alle Häuser in Bhutan. Die Immigration-Officer sind auffallend gekleidet. Sie tragen den Gho, die traditionelle Kleidung der Männer in Bhutan. Sieht aus wie ein Kleid, das zu einem Rock hochgerafft und mit einem Gürtel fixiert wird. Oberhalb des Gürtels wird fast alles was der Mann braucht in den entstandenne Wülsten verstaut. Mobiltelefon, Schlüssel und Papiere verschwinden so unauffällig. Dazu trägt Mann Kniestrümpfe!
Wir werden von unserem Guide Uygen und unserem Fahrer empfangen und fahren in das siebentausend Seelendorf Paro. Klein und überschaulich ist es hier. Keine Hektik, wenig bis gar kein Verkehr und alles schön bunt. Wir schauen bei einem Sportschulfest vorbei und werden nur beiläufig gemustert. Als erste Sehenswürdigkeit schauen wir uns das Nationalmuseum an. Es ist in einem alten Wachturm oberhalb des Paro-Dzong (Dzong = Festung) untergebracht. Auf 6 Etagen ist hier geschichtliches und naturkundliches in teilweise engen Gängen untergebracht. Zu Fuß geht es dann hinunter zum Rinpung-Dzong, der aber nur Paro-Dzong genannt wird. Die Festung aus dem 15. Jahrhundert ist sehenswert. Sie liegt am Paro-Fluss, mir einer schindelgedeckten Brücke darüber. Im Innern ist heute die Distriktverwaltung untergebracht und wir schauen uns ausgiebig um. Wie in fast jedem Dzong ist auch ein Kloster hier beheimatet und die Mönche laufen überall umher. Unseren Begleitern geben wir danach frei und erkunden das Dorf auf eigene Faust. Später gehen wir zu unserer kleinen Familienunterkunft. Normalerweise kommen hier keine Touristen unter, doch wir hatten uns landestypische Unterkünfte gewünscht. Als einzige Gäste werden wir fürsorglich beim Abendessen betreut. Das Essen ist lecker und bis auf das Chili-Käse-Gemüse nicht außergewöhnlich. Den Abend verbringen wir auf der Terrasse vor unserem Zimmern und blicken in das Tal und den beleuchteten Paro Dzong.

Paro Paro

Paro - Thimpu 2.736 m

Mit dem Van gelangen wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zum Kloster Taktshang, dem Tigernest. Über eine Wiese geht es in den Kiefernwald und von dort immer bergauf. Hin und wieder hat man einen Blick auf das Kloster, das immer noch hoch über einem thront. Zwischendurch gibt eine bewirtete Blockhütte und es wird kostenlos Tee gereicht. Man gelangt auf über 3.000 m und nun schaut man von oben auf die Anlage. Ein spektakulärer Blick! Man muss wieder ein wenig absteigen und gelangt über Steinstufen zum Eingangspunkt. Dort müssen alle Kameras abgegeben werden und sogar die von den Bhutanesen geliebten Mobiltelefone müssen draußen bleiben.
Das Taktshang-Lhakhang
(Lhakhang = Tempel) ist einer der meistverehrtesten Pilgerziel im gesamten Himalaya. Es ist ein sehr spiritueller Ort. Fast andächtig erklimmen wir die verschiedenen Ebenen und schauen uns die üppig ausgestatteten Zeremonienräume an. Ein Lama segnet unser Gebetsfahnen, die wir auf dem Rückweg an verschiedenen Stellen aufhängen. Von hier oben hat man einen grandiosen Blick über das Tal, denn das Tigernest klebt an einem über achthundert Meter steilen Felsen.

Tigernest Nationalsport Bogenschießen

Später besuchen wir noch ein bhutanisches Bauernhaus bevor die Fahrt noch weiter nach Thimphu geht. Dort übernachten wir privat bei einer Bhutanesin. Sie ist die Freundin der Angestellten unserer Agentur „Alpine Bhutan“. Die hatte ich um möglichst authentische Herbergen und Kontakte gebeten. Unsere Art zu reisen halt!

Thimpu
Thimpu gilt als verschlafendste Hauptstadt der Welt. Hier gibt es keine Ampeln, sondern drei Verkehrsinseln mit Drachen verzierten Polizistenhäuschen. Selbst die Tankstelle ist im traditionellen Stil gestaltet. Die Straßen haben mittlerweile Namen, doch niemand benutzt sie.
Wir schauen uns den Memorial Chorten an, den die Mutter des 3. Königs Jigme Dorje Wangchuck anlässlich seines Todes errichten ließ. Unentwegt umrunden Menschen den eindrucksvollen Chorten (= buddhistisches Grabmonument), der von goldenen Spitzen gekrönt wird. Auf dem Besichtigungsprogramm steht noch das Bhutan Textile Museum, in dem Webtechniken und Textilien aus den unterschiedlichen Regionen Bhutans gezeigt werden. Die reiche Tradition der Webkunst spiegelt sich in der bhutanischen Nationaltracht – dem Gho für Männer und dem Kira für Frauen wider. Beide Kleidungsstücke sind überaus farbenprächtig und werden im Alltag getragen. In der National Library befinden sich unzählige Manuskripte, Holzschnitte und Holzdruckstöcke. Die 13 traditionellen Handwerke Bhutans werden in der School of fine Arts gelehrt: von der Thangkha-Malerei über Holzschnitzerei bis zur Metallschmiedekunst. Im traditionellen Krankenhaus lasse ich mich von einem Drungtsho ( = Doktor der traditionellen bhutanesischen und tibetischen Medizin) untersuchen und bekomme selbst hergestellte traditionelle Arzneien verordnet. Dieser Service ist kostenlos, man hat ja den „Eintritt“ für Bhutan gezahlt.

Tashichoe Dzong Chimi Lakhang
Weiter geht es zum Tashichoedzong, dem Sitz der königlichen Regierung in Bhutan. In einer Hälfte des Dzong residiert im Sommer der oberste Klerus Bhutans. Auch der Amtssitz des Königs Jigme Khesar Namgyel Wangchuck befindet sich in dieser Festung. Der Dzong von Thimpu erfreut das Auge mit seinen ausgewogenen Proportionen und seiner majestätischen Ausstrahlung. Eine Besichtigung ist ab 17:00 Uhr möglich und führt durch einen nicht genutzten Teil der Festung. Als wir diese verlassen ruft uns die Security warnende Worte hinterher. Der König käme jetzt und wir sollten stehen bleiben und nicht fotografieren. Tatsächlich kommt der König, gut zu erkennen an seiner gelben Schärpe, die große Treppe herunter und geht mit seinen Adjutanten in den eine parkähnliche Anlage.
Eine absolute Pflicht ist es, die traditionelle schindelgedeckte Auslegerbrücke an der Nordseite des Dzong anzuschauen.
Nach dem Abendessen, das wir bei unserer Bhutanesin einnehmen, bleibt noch Zeit um durch Thimphu zu schlendern. Man kann die Stadt sehr gut zu Fuß erkunden.

Thimpu – Punakha,  1.350 m
Heute geht es frühmorgens nach Punakha weiter. Auf der Passhöhe des 3050 m hohen Dochula haben wir leider keine Sicht auf die 7000er Gipfel des bhutanischen Himalaja. Zu dieser Jahreszeit ist aber auch eher unwahrscheinlich. Hier oben gibt es Unmengen von Gebetsfahnen und 108 Chorten.
Unterhalb des Passes steht auf einem kleinen runden Hügel der berühmte Chimi Lakhang, der 1499 von Lama Drukpa Kuenley gebaut wurde. Drukpa Kuenley, der als „heiliger Narr“ bekannt ist, gehört zu den beliebtesten Heiligen der bhutanischen Geschichte. Jeder hier kennt seine Abenteuer und die Geschichten seines ausschweifenden Lebens. In der Hoffnung auf Nachwuchs besuchen kinderlose Frauen den Chimi Lakhang, um von einem hölzernen Penis gesegnet zu werden. Quer über Reisfelder wandern wir zum Chimi Lhakhang und beobachten die Frauen bei der Feldarbeit.
Das Punakha-Tal mit seinem subtropischen Charakter gehört zu den wärmeren Regionen Bhutans.
Hinter Punakha übernachten wir in einem alten Bauernhaus bei einer äußerst hübschen Bhutanesin. Diese hat schon die Steine für das „hot stone bath“ erhitzt. Ich verteile gebrauchte Tennisbälle an die Kinder und schon bald gesellen sich immer mehr um uns herum. Beim Gang durch das Dorf werden wir ausgiebig gemustert, denn die Übernachtung gehört nicht zum Normalprogramm. Unsere Schlafstätte ist der Altarraum des Hauses und am Ende des Feldes befindet sich die Komposttoilette. Selbst unsere Begleiter ziehen ein Hotel vor und wir sind mal endlich unter uns.

Punakha – Thimpu
Wir fahren nach Punakha und natürlich hat es auch hier einen Dzong. Dieser steht malerisch direkt am Zusammenfluss von Pho und Mo und soll 1637 errichtet worden sein. Auf den grünen Wiesen grasen Pferde und die Jacarandabäume stehen in voller Blüte. Ein Postkartenmotiv. Der Punakha Dzong hat eine große Versammlungshalle und noch heute verweilen die Mönche aus Thimpu für sechs Monate hier, um den kalten Wintermonaten zu entfliehen. Unterhalb der Fenstersimse haben sich Bienenvölker nieder gelassen und ihre Nester errichtet. Wie große Lappen hängen die Waben herunter. Später geht es dann noch zum Wangdue Phodrang Dzong. Der Dzong liegt hoch oben auf einem Bergrücken, den er komplett einnimmt und bietet eine eindrucksvolle Sicht in zwei Täler. Eine ganze Weile verbringen wir noch auf dem Wochenmarkt und können uns gar nicht von dem bunten Treiben losreißen. Danach geht die Fahrt wieder zurück nach Thimphu. Auf dem Weg treffen kommt uns der König mit seinem Auto entgegen. Zu erkennen ist das Fahrzeug an seinem Nummernschild. Für den König ist ganz simpel „Bhutan“ reserviert. Der Königsvater kommt mit „Bhutan 1“ daher usw.

Punakha Dzong Punakha Dzong
Einstimmig hatten wir mit „Ja“ gestimmt als uns unsere Gastgeberin gefragt hatte, ob wir auch nach der Rückkehr bei ihr nächtigen wollten.

Thimpu - Paro
Am Vormittag starten wir zu einer kurzen, aber landschaftlich schönen Tour um noch ein Kloster zu besichtigen.
Das Tango-Kloster versteckt sich eher und ist wie ein Dzong gebaut, mit den charakteristischen gewölbten Außenwänden und einem wunderschönen zentralen Turm. Hier findet man schön gravierte Schieferplatten und im Hof eine Galerie, die die religiöse Drukpa-Kagyupa-Linie darstellt. Tango’s Geschichte geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, sein heutiges Aussehen hat es aber erst seit 1688.
Am Abend fahren wir nach Paro zurück und übernachten in dem kleinen Familienhotel, wo wir wieder die einzigen Gäste sind.

Punakha Dzong Tango Dzong

Paro – Kathmandu
Wir werden von unserem Guide und dem Fahrer zum Flughafen gebracht und verabschieden uns. So schnell ist die Woche Bhutan rum. Doch wir haben einen guten Einblick in dieses schöne Land mit seinen freundlichen Menschen bekommen. Der Rückflug gestaltet sich ähnlich spektakulär wie der Hinflug.

 

Reiseführer: Bhutan von Fancoise Pommaret, Edition Erde Reiseführer, ISBN 3-86108-810-X

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