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Reisebericht Borneo

 

November 2006

Unterwegs im Land der Kopfjäger und Nasenaffen

Diesmal machen wir uns auf, den tropischen Regenwald auf Borneo zu erkunden und besuchen die malaiischen Gebiete Sarawak und Sabah.

Nach gut 12-stündigem Flug landen wir in Kuala Lumpur zwischen. Danach sind es dann noch mal 1:45 Std. Flug bis nach Kuching, der Hauptstadt Sarawaks. Die Temperatur von 30° und die Luftfeuchtigkeit hatten wir ja erwartet. Doch Kuching ist eine eher westlich geprägte Stadt mit Hochhäusern und geregeltem Straßenverkehr. Relativ sauber und modern gibt sich die durch den Sarawak-Fluss geteilte Stadt. Es gibt Shopping-Malls und jede Menge kleiner Restaurants. Anders als in anderen asiatischen Staaten spielt sich das Leben nicht auf der Straße ab, doch uns gefällt die Abwechselung. Beim Moneychanger wechseln wir problemlos unsere Euros in den malaiischen Ringit und probieren zum ersten Mal die heimische Küche. Sehr lecker und die Malaien essen vornehmlich mit Stäbchen. Am Abend besuchen wir noch den sehenswerten Sonntagsmarkt an der Jalan Satok.

kuching markt nachtmarkt jalan satok südchinesisches meer

Am nächsten Tag geht es dann raus in die Natur, genauer gesagt zum Bako Nationalpark. Diesen kann man nur mit dem Boot erreichen und die halbstündige Fahrt entlang des Flusses und ein Stück auf dem spiegelglatten Südchinesischen Meer ist recht angenehm. Die Anlegestelle befindet sich direkt in den Mangroven, die einen großen Teil der Küste dieser Halbinsel bedecken. Untergebracht sind wir in 4-Bettzimmern. Zu je 2 Zimmern gehört eine Küche mit Bad. Wir lassen unsere Sachen zurück und machen uns auf, den Regenwald zu erkunden. Anette und ich sind noch keine 20 Meter weit in diesem grünen Durcheinander gekommen, da schrecken wir auch schon einen stattlichen Waran auf. Das fängt ja gut an, denke ich mir. So klettern wir über Wurzeln und umgefallene Baumstämme, streifen Lianen, die manchmal über und über mit Dornen besetzt sind. Erklimmen einen 100 m hoch über dem Meer gelegenen Aussichtspunkt und sind schon gefesselt von dieser grünen Hölle. Am Strand liegen dann noch sehr dekorativ einige Riesenfelsen herum und machen sich besonders gut im Schein der untergehenden Sonne. Rund um die Kantine, in der wir bewirtet werden, tummeln sich Lemuren und Langschwanzmakaken. Sie hoffen irgendetwas zum essen von der Veranda ergattern zu können. Auf dem Weg zum nächsten Aussichtspunkt erspähen wir die ersten Nasenaffen in weiter Entfernung. Später turnen sie dann direkt über uns herum in den Baumwipfeln.

bako nationapark nasenaffe

Nach dem kargen Frühstück laufen wir sofort los, denn wir haben uns einen schönen Rundweg mit einem Abstecher zu den Wasserfällen als Tagesetappe ausgewählt. Da es in der Nacht heftigst geregnet hat, sind die Trampelpfade noch recht glitschig und wir kommen eher mühsam voran. Das dichte Grün, die warme Temperatur und der moderige Geruch sind unsere ständigen Begleiter an diesem Tag. So hatte ich mir Borneo vorgestellt und als wir dann im Hochland die erste Kannenpflanze entdecken, bin ich schon wieder in der richtigen Stimmung. Da macht auch der Schweiß, der einem in Strömen über den Körper fließt, nichts mehr aus. Man muss halt viel trinken in dieser gottverlassenen Wildnis. Nach über 5 Stunden sind wir dann am Abzweig zu den Wasserfällen und laufen noch eine knappe Stunde, bevor wir umdrehen ohne die kleinen Wasserfälle gesehen zu haben. Man muss halt in diesem Dickicht andere Maßstäbe anlegen als sonst wo.

In den Mangroven sehen wir dann noch ein Hornvogel-Paar und dann Nasenaffen im Dickicht. Ich pirsche mich durch den Schlamm langsam heran und die Speicherkarte der Kamera muss eine Höchstleistung vollbringen. Mehrere Weibchen und Männchen tummeln sich hier und sie nehmen kaum Notiz von mir. Ein wirklich sehr schöner Anblick dieser nur auf Borneo vorkommenden Affen. Die Art wie sie sich auf zwei Beinen fortbewegen kann man kaum beschreiben. Ein Fuß nach vorn, einen Arm nach hinten, das Ganze sieht ziemlich unkoordiniert und tollpatschig aus.

kannenpflanze  nasenaffe  nasenaffe

Nach einer weiteren Übernachtung im Bako NP verlassen wir dieses schöne Fleckchen Erde und fahren nach Kuching zurück, wo wir noch fast den ganzen Tag zur Verfügung haben. Hier warten dann noch Sehenswürdigkeiten wie das Sarawak Museum, das Timber Museum oder der Waterfront Park auf einen. Ich wäre eher noch länger im NP geblieben und kann die Leute nicht verstehen, die die Bako-Halbinsel nur als Tagesausflug besuchen. Sicher sind die Unterkunft und Verpflegung recht spartanisch, doch die Natur ist doch der Grund des Besuches und die ist überwältigend. Ach ja, das Top-Spot-Restaurant kann ich noch empfehlen. Zentral gelegen und recht rummelig, doch das (Seafood-) Essen entschädigt das.

iban   sunset

Wir machen uns auf zu den Iban, den legendären Kopfjägern Borneos. Das letzte Stück kann man nur mit dem Einboot zurück legen und die Fahrt dauert ca. 45 Minuten. An einem Langhaus halten wir dann und beziehen ein Kabine in einem der Gemeinschaftsräume des Guest-Longhouse. Die Iban oder auch See-Dajak genannten Einwohner leben seit Jahrhunderten in den Langhäusern, die ihnen nicht nur Schutz bieten, sondern auch ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben ermöglichen. Wir können uns recht ungehindert im Dorf bewegen und werden überall mit einem Lächeln begrüßt. Hin und wieder wird die Bitte nach einem Photo abgeschlagen, aber das respektieren wir gerne. Am Abend gibt es eine einfache und kurze Tanzvorführung und der selbstgebrannte Reiswein wird angeboten. Natürlich werden dann auch hier hergestellte Handwerksachen und diverse Gewürze angeboten, aber alles in einer sehr netten Art. Als unsere Fahrer dann zur Gitarre greifen und malaiisches Liedgut vortragen, wird es noch ein gemütlicher Abend im Langhaus.

Zwei junge Männer präsentieren am nächsten Morgen noch ihre Kampfhähne und wer mag kann sich noch mit dem Blasrohr und Pfeile schießen beschäftigen. Ein netter Abstecher zu den Urvölkern Borneos geht zu Ende. Man kann sie nur organisiert besuchen und der Aufenthalt war nicht zu touristisch. In Sibu übernachten wir in einem sehr guten Hotel, dass ist aber auch das einzig positive an dieser Stadt, finden wir. Außer, dass wir als Ausländer auffallen und gemustert werden. Tatsächlich gibt es hier sehr wenige westliche Touristen. Egal ob organisiert oder als Rucksackreisende unterwegs, es sind sehr, sehr wenige. Hin und wieder begrüßen uns Einheimische mit dem Spruch: "Danke, dass sie Borneo besuchen". In den kleinen Straßenrestaurants ist man dann auch richtig stolz Ausländer bewirten zu dürfen.

tausendfuessler?  niah nationalpark

Nächster Aufenthalt ist dann der Similajau NP direkt am Meer. Dieser liegt in der Nähe von Bintulu und ist alles andere als überlaufen. Es gibt zwei kleine Hostels direkt am Strand und auch wieder eine Art Kantine. Dort hält sich die Auswahl an Speisen in Grenzen, aber dafür schmeckt es. Bei einem ausgiebigen Strandspaziergang sehen wir zwei ausgewachsene Seeadler und ein schöner Sonnenuntergang rundet den Tag ab. Ein Pärchen aus Australien gesellt sich noch zu uns und er spielt ausgesprochen gut Gitarre und kann dazu auch noch sehr schön singen. Wie gesagt, alles direkt am Strand und bei angenehmen 27°. Das Rauschen des Meeres ist die ganze Nacht über zu hören und es ist, als ob es uns beim Schlaf begleiten wolle. Wir machen uns zum Golden Beach auf und wissen eigentlich schon nach wenigen Kilometern, dass wir es nicht schaffen werden. Einerseits ist die Natur zu schön um nur an ein Ziel zu gelangen. Anderseits ist der Weg eher unzugänglich und nicht selten muss man über Baumstämme balancieren um Flüsse zu überqueren. Wenn man dann noch weiß, dass es hier auch Krokodile gibt. Ich trete fast auf eine kleine schwarze Schlange, die gerade noch vor meinen Füßen flüchten kann. Das es heiß und feucht ist, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen. Wir erreichen dann Turtle Beach und machen eine größere Pause, da wir danach umkehren werden. Der Strandabschnitt ist wunderschön, auch wenn wir keine Schildkröten sehen. Ein paar Krebse geben sich dann noch die Ehre und schleppen sich in Muscheln geschützt durch den Sand. Auf dem Rückweg durch den Regenwald schrecken wir einen ca. 3 m Python auf. Dieser handgelenkdicke Waldbewohner begegnet uns in unmittelbarer Nähe, schaut uns kurz an und verschwindet mit einer unglaublichen Geschwindigkeit im Unterholz. So stellt man sich das doch auf Borneo vor, oder? Ein noch schönerer Sonnenuntergang als gestern und ein großes Lagerfeuer am Strand (bei diesen Temperaturen!) beenden den Tag.

Nach ca. 2 Std. Fahrtzeit sind wir dann am nächsten Tag im Niah NP. Bekannt für sein riesiges Kalkstein-Höhlensystem, muss man sich dieses Naturschauspiel auf einem 4 km langen Weg durch wunderschönen Regenwald erwandern. Wenn man dann bergauf an den Baumriesen vorbei läuft, sollte man auch immer auf den Plankenweg Obacht geben. Teilweise fehlt das ein oder andere Holzstück, dafür ist es aber durchweg rutschig. Dann klettert man die letzten Stufen herauf und vor einem tut sich ein 60 x 250 m großer Höhleneingang auf. Noch beeindruckender ist der Blick aus der Great Cave hinaus. Wir starten aber erst unseren Rundgang und man ist gut beraten eine Stirn- oder Taschenlampe bei sich zu führen, denn es wird stockdunkel und den Boden der Spalten, die sich links und rechts neben einem auftun, kann man nicht sehen. Landschaftlich sehr schön ist der Weg zu der Painted Cave, die hinter der Great Cave liegt. Die Zeichnungen sind aber nur noch schwer zu erkennen. Zurück in der großen Höhle muss man beim Lichte der Stirnlampen gehörig aufpassen, denn feuchte Holzplanken mit frischem Kot von Seglervögeln und Fledermäusen sind spiegelglatt. Einige verdreckte Hosen zeugen eindeutig von der Erdanziehungskraft. Wir sehen auch noch 2 Arbeiter, die in schwindelerregender Höhe an Bambusstangen hängen und sich mühsam an das Ernten von Schwalbennestern machen. Also der Arbeitsschutz könnte hier noch verbessert werden. Oder bin ich durch meine berufliche Tätigkeit zu beeinflusst? Wie dem auch sei, der Abbau ist streng limitiert, da diese Nester noch heute in China eine absolute Delikatesse sind.

grand cave, niah nationalpark niah nationalpark  Canopy-Walk

Von Miri aus (die Stadt ist nicht besonders anschauenswert) fliegen wir dann ins Landesinnere dieser Insel. Aus dem Fenster der Fokker 50 hat man auf dem halbstündigen Flug  einen schönen Überblick über die Dimensionen dieser grünen Hölle. Man sieht einige Flussläufe, ansonsten nur Grün. Am Flughafen des Gulung Mulu NP erwartet uns ein altersschwacher Transporter, um uns die einzigen 800 m geteerter Straße und in paar Meter weiter zu befördern. Auch hier einfache, aber akzeptable Unterkunft inmitten unendlicher Natur. Der 3 km lange Weg zur Long Cave birgt unglaubliche Blicke in die riesigen Bäume, die es hier gibt. Es beginnt leicht zu regnen und die Höhle bietet da natürlich Schutz. Es sieht so aus, als ob der Regenwald bis in die Höhle mit ihren großen Steinformationen vordringen wollte. In der sehr großen Höhle kann man direkt zuschauen, wie viele verschiede Insekten aus dem Fledermauskot Guano erzeugen. Nicht, dass es hier nur danach riecht, der Guano wird tatsächlich hier abgebaut. Von den hier lebenden ca. 3 Millionen Fledermäusen sehen wir nur dunkle Flecken an der Felsendecke. Um 17:00 wird das hier vorhandene Licht ausgeschaltet und wir begeben uns im Schein unserer Stirnlampen zu dem Aussichtspunkt vor dem Eingang der Cave. Mittlerweile hat richtiger Monsunregen eingesetzt und als wir den Aussichtspunkt erreichen, gießt es aus Kübeln. Als Lebensoptimist denke ich noch immer fröhlich darüber nach, wie es aussehen wird, wenn gleich die 3 Millionen Bats aus der Höhle starten. Doch es wird langsam dunkler und der Regen wird eher stärker als schwächer. Der Weg zurück wird dann noch zu einem Erlebnis. Man stelle sich vor, es regnet aus Kübeln, man läuft über glitschige Holzplanken und dazu ein Heer aus Zikaden, Fröschen und was weiß ich nicht allem. Die Geräuschkulisse ist wirklich unglaublich. Laut und durchdringend sind diese undefinierbaren Laute und man vergisst fast das feuchte Drumherum. Später sitzen wir in unserer Lodge und ein paar Fledermäuse fliegen doch noch durch das Restaurant.

 penang-frau (auf das ohrläppchen achten!)

Mit Langbooten fahren wir in den Nationalpark hinein. Ein kurzer Shopping-Stopp bei den Penang ist ganz nett und dann zu der Wind Cave. Diese ist geprägt durch die schönen Stalaktiten und Stalagmiten. Ein schöner Weg führt durch den begehbaren Weg der Höhle. 400 m entfernt befindet sich die Clear-Water-Cave. Doch bis zum Eingang sind 200 Stufen aufwärts zu überwinden. Diese große Grotte ist in zwei Hälften unterteilt. Der Weg links gelangt zu einer riesigen hallenartigen Höhle, in der man andächtig stehen bleibt. Der andere Weg führt direkt hinunter zum Fluss. Durch den Sandstein hat er sich tief in sein heutiges Bett gefressen. Das Wasser ist kristallklar und daher hat die Höhle ja auch ihren Namen.

Mit einem Ranger begeben wir uns am Nachmittag auf den Canopy-Walk. Bedeutet, dass man in ca. 25 m Höhe auf Seilpfaden von Baum zu Baum gelangt. Aber immer nur 2 Personen auf einem Abschnitt und Schwindelfreiheit ist Voraussetzung. Den Regenwald von oben zu betrachten hat seine Reize und seien sie nur schwingungsvoll. Auf dem Rückweg sehen wir noch eine kleine grüne Schlange, aber niemand von uns kann sie richtig einordnen. Ich vermute, dass es eine Baumnatter ist. Wir gehen zum Aussichtspunkt gegenüber der Höhle und kurze Zeit später beginnt ein Naturspektakel der ganz besonderen Form. Abertausende von Fledermäusen verlassen die Höhle und schrauben sich spiralförmig in den Himmel. Über eine halbe Stunde zieht sich das schwarze Band der "Vampire" über unsere Köpfe hinweg. Ein Adler nutzt die Gunst der Stunde und fliegt direkt in den Schwarm hinein und versorgt sich somit mit Nahrung.

hafenmarkt, kota kinabalu hafenmarkt, kota kinabalu

Wir kommen in die Stadt Kota Kinabalu und genießen die angenehme Brise, die hier vom Südchinesischen Meer herweht. Es ist die Hauptstadt Sabahs und wird von Einheimischen nur KK genannt. Es gibt auch hier mehrere Shopping Malls und einen sehenswerten Philippino-Markt. Natürlich lassen wir uns zum Abendessen das Seafood schmecken. Ich hatte noch gar nicht erwähnt, dass es hier zum Frühstück eine recht scharfe Suppe gibt. Auch wenn sie hauptsächlich in Sarawak als Nationalspeise gilt, auch hier in Sabah bereitet man die Laksa-Soup vortrefflich zu. Die Nudeln fischt man mit den Stäbchen heraus und dann wird die Suppe mit einem kleinen Porzellan-Löffel ausgelöffelt.

Wir machen uns auf in die Bergregion nach Kundasang. Auf 1450 m Höhe haben wir "nur noch" 24° und nach der ganzen Zeit der Wärme um 30° empfinden wir die Temperatur als sehr angenehm. Nachmittags ziehen sogar Nebelwolken auf.

 kinabalu plateau im gunung kinabalu nationalpark  kannenpflanze

Am nächsten Morgen bietet sich ein phänomenaler Ausblick auf das Bergmassiv und meine Sehnsucht auf den Aufstieg steigt. Irgendwie bin ich ein Mann der Berge, so schön auch die Strandspaziergänge und die Sonnenuntergänge sind, die Faszination die die Berge auf mich ausüben ist stärker. Wir fahren in den Gunung Kinabalu NP und akkreditieren uns. Ohne Anmeldung (muss bereits in Kota Kinabalu erfolgen) gibt es keinen Zutritt, da die Bettenzahl im Basecamp begrenzt ist. Wir treffen unseren Guide und an der Powerstation auf 1829 m beginnt der Aufstieg. Es sind "nur" knapp 9 km, aber 3300 Höhenmeter, die zu überwinden sind. Bei den tropischen Verhältnissen nicht ganz einfach, da man den Flüssigkeitsverlust kaum ausgleichen kann. Der Weg ist ausgesprochen gut beschildert, mit Kilometerangaben und genügend Unterstellmöglichkeiten (Shelter), die bei dem zu erwartenden Monsunregen Schutz bieten. An jedem Shelter gibt es Tanks an denen man seine Wasservorräte auffüllen kann. Über ausgetretene Pfade und unzählige Anstiege gelangt man immer höher. Bei ca. 3000 m gelangt man in den Nebelwald und wenn man mal abseits des Weges schaut, entdeckt man Orchideen und Kannenpflanzen in Hülle und Fülle. Für die ersten 6,2 km benötigen wir sage und schreibe 3.5 Std., aber mit den Fotostopps ist es ein recht schöner Aufstieg. Im Laban Rata Resthouse auf 3353 m beziehen wir ein 6-Bettzimmer. Der Nachmittag wird mit viel Tee und gelegentlichen Ausblicken auf der Terrasse überbrückt. Wir befinden uns nun über den Wolken und der Blick auf das gewaltige Bergmassiv über uns ist wunderschön.

aufstieg blanker granitgipfelfoto

Um 2:30 Uhr ist man wach, da die gesamte Lodge sich auf den Aufstieg vorbereitet. Katzenwäsche und ich checke die Außentemperatur. 9,2° C plus, da verschwinden die Fleecesachen ganz schnell wieder im Rucksack. In totaler Finsternis liegen 2,5 Km und ca. 900 Höhenmeter vor uns. Brutal geht es über Holztreppen aufwärts und man kommt kaum zum Luft holen. Der Puls pocht, der Schweiß rinnt und zu allem gehen die Batterien meiner Stirnlampe zur Neige. Mit neuen Batterien erscheint die Welt gleich viel heller und wir erreichen die Vegetationsgrenze. Schlagartig ändert sich das Gelände, blanker Granit vor und über uns. Ein Seil ist ausgelegt und zeigt schnurstraks nach oben. Mit beiden Händen hangelt man sich hoch und hat nur noch den tollen Sternenhimmel über sich. Man gelangt an einen Plateauabsatz und sieht (leider) hoch oben noch einige Stirnlampen leuchten. Da müssen wir also auch noch hin! Ich befinde mich in charmanter Begleitung (Hallo Aurelia!) und kann den Blick über die Insel mit Kota Kinabalu und das Südchinesische Meer genießen. Man kann von hier aus sogar die Philippinen sehen, aber irgendwie ist der Blick nur nach oben gerichtet. Die letzten Höhenmeter wird es dann noch mal richtig heftig. Größere Felsbrocken wollen verhindern, dass man nach 2:30 Std. auf den höchsten Punkt Südostasiens gelangt. Dieser wird mal mit 4.095 m oder auch mit 4.101 m angegeben. Wer oben war, den interessiert es eh kaum wie hoch man war, sondern nur, wie schön das Gefühl war, dort zu sitzen und über allem zu schweben. Der Sonnenaufgang ist eher mäßig und das obligatorische Gipfelfoto wird geschossen.

Auf dem Rückweg wundert sich ein jede/r, welch steile Passage man bei der Dunkelheit gemeistert hat. Und wenn man gewusst hätte, wie nah das Seil an der Abrisskante dieses Plateaus gelegt wurde, nicht jede/r hätte hier weiter laufen wollen. Der Abstieg geht dann auch richtig auf die Oberschenkelmuskulatur und man trifft sich in dem Resthouse zum Frühstück wieder. Es warten ja nur noch knapp 2500 Höhenmeter Abstieg auf eine/n. Mit dicken Beinen erreichen wir die Power Station und gelangen mit dem Shuttlebus recht schnell zum Parkausgang. Nach einer Dusche wird dann noch eine Laksa-Soup eingenommen und der Rest des Tages wird relaxt.

Nachdem wir die Treppen zum Frühstück gemeistert und selbiges eingenommen haben, geht es zum vermeintlichen Höhepunkt einer jeden Borneoreise. In Sepilok wollen wir die dortige Aufzuchtstation für Orang Utan`s besuchen. Als Berufsoptimist, aber schon ein wenig Gereister, bin ich eher skeptisch was die hiesige Anlage bietet. Kurz bestätigt fühle ich mich schon, als wir 2 Std. an einer Monokultur von Palmölplantagen vorbei fahren. Hier war früher ja nur Regenwald. Die Unterkunft im Jungle Resort lässt einen aber schnell vergessen, dass man sich in einer ökologischen Katastrophe befindet. Wer meine Reiseberichte gelesen hat wird wissen, dass ich selten über Unterkünfte berichte, aber hier mache ich die berüchtigte Ausnahme. Sehr schön angelegt mit großem See und doch nicht zu parkähnlich, bietet dieses Areal einen schönen Überblick über die gesamte Flora Borneo`s. Nachts regnet es wie aus Kübeln und man kommt kaum in den Schlaf.

ohne worte

Nach dem Frühstück geht es direkt zur Aufzuchtstation und aus dem vermeintlichen Highlight wird das absolute Highlight und das nicht nur für diese Reise. Diese Tiere so hautnah zu erleben, wie sie sich bewegen, miteinander umgehen und absolut keine Notiz von uns nehmen, ist für mich ein unvergessliches Erlebnis. Ich bin tief beeindruckt und als ich von der Organisation SEPILOK ORANGUTAN APPEAL UK höre und mich mit einer Mitarbeiterin, oder soll ich sagen Mitstreiterin, unterhalte, bin ich mal wieder so fasziniert. Von Einzelpersonen, meist aus Großbritannien, wird hier einiges geleistet. Die meist jungen Menschen arbeiten hier unentgeltlich für mehrere Monate um das Überleben der Orang Utan`s zu gewährleisten. Spontan "adoptiere" ich ein Orang Utan-Baby. Auch hier geht jeder Euro direkt für die Arbeit in das Projekt.

Nach einer Videovorführung im Headquater geht es über Plankenwege zur Fütterungsstelle und schon nach kurzer Zeit turnt der erste Affe sehenswert durch den Urwald. An die 80 Menschen verfolgen den Auftritt der so mit uns verwandten Tiere. Bis auf das Auslösen der Kameras hört man kaum etwas. Ein jede/r schaut ungläubig auf die Tiere, die vermehrt auftauchen. Als das Alphamännchen auftaucht, geht doch ein Raunen durch das Publikum. Die Tiere sind von hier aus ausgewildert worden und manchmal erscheint nur ein einzelner Affe. Heute sind es ca. 13 und die Art wie sie sich an den Bäumen und Seilen fortbewegen ist irgendwie unbeschreiblich. Wenn man dann sieht wie sie ein Banane schälen, dann wird einem bewusst, wie weit entwickelt diese Tiere sind. Auch die Mimik ist der unseren ähnlich. Während man schwitzend dem Schauspiel beiwohnt, füllt sich die Speicherkarte entgegen des Status des Akkus. Auf dem Rückweg sehen wir noch eine Bambus-Viper im Geäst eines Regenwaldbaumes.

orang utan orang utanbambus-viper leguan

Von Sepilok aus fahren wir noch 2,5 Std. zum Sukan River. Den größten Teil auf unbefestigten Straßen vorbei an endlosen Palmölplantagen. Wir steigen dann in kleine Boote und beobachten den Regenwald und seine Bewohner aus der Froschperspektive. Wir sehen Langschwanzmakaken, Kingfisher, einen Hornvogel, einen Waran und zwei Schlangen. Darunter die sehr fotogen auf einem Ast ruhende Pit-Viper. Zum Schluss taucht noch eine Horde Nasenaffen auf und krönt den schönen Ausflug.

hornbill pit viper, sehr giftig

Von Sandakan fliegen wir in knapp 30 Minuten zurück nach Kota Kinabalu und haben dabei einen sehr schönen Blick auf das Bergmassiv des Gunung Kinabalu. Vom Flughafen sind es dann noch 2 Std. bis an die Küste und dann noch 30 Minuten mit dem Boot und wir sind auf Pulau Tiga. Auf dieser kleinen Insel verbringen wir die letzten beiden Tage unseres Borneobesuchs.

kinabalu plateau pulau tiga

Die Insel aus Vulkangestein liegt wunderschön inmitten des Pulau Tiga Meeresparks im Südchinesischen Meer. Schon vom Anleger aus sieht man Schwärme von kleinen Fischen im glasklaren Wasser schwimmen. Wir beziehen ein niedliches Häuschen am Strand und laufen an diesem noch eine ganze Weile entlang. Das Meer liegt spiegelglatt vor einem und als wir durch das flache Wasser waten, schrecken wir mehrere kleine Rochen auf. Ein fünf Monate altes Weisenäffchen ist recht zutraulich und springt von Besucher zu Besucher. Ansonsten sollte man auf der Terrasse des XXX auf seine Sachen Obacht geben. Die hier anwesenden Affen warten nur auf eine Gelegenheit um sich etwas zu stibitzen oder sich an dem Essen zu laben. 2 Warane werden auch noch gesichtet und kurz nach 18:00 geht die Sonne sehr schön unter.

Nach dem Frühstück geht es mit dem Boot zu einer ganz kleinen vorgelagerten Insel, der sogenannten "Schlangeninsel". Hier ruhen sich die extrem giftigen Seeschlangen unter Steinen aus und am Vormittag sind sie nicht so aggressiv. Nach kurzer Zeit werden dann auch tatsächlich einige Exemplare gefunden und von dem lokalen Guide unter den Steinen hervorgeholt. Auffällig ist der sehr kleine Kopf dieser Tiere. Auf dem Rückweg legen wir noch einen Stopp zum Schnorcheln ein. Man kann in dem badewannenwarmen und kristallklaren Wasser wunderbar die Korallen und die Meeresbewohner beobachten.

pulau tiga schlangeninselseeschlange

Am Nachmittag wartet die nächste Attraktion der Insel auf uns. Tief im fast undurchdringlichen Dickicht liegt ein Mud Volcano und dieses Schlammloch lädt nicht unbedingt zum Baden ein. Wer es doch wagt wundert sich zu erst. Diese Brühe gibt einem richtig Auftrieb und man muss sich schon fast anstrengen um die Füße auf den glitschigen Grund zu bekommen. Dazu steigen dicke Luftblasen auf oder besser gesagt, sind es wohl Gase, dem Geruch nach zu urteilen. Das Ganze artet dann in einer Art Schlammcatchen aus und endet als gefühltes Unentschieden. Die 1.2 km zum Strand legen wir dann barfuss zurück, da die Füße zu dick verdreckt sind. Auf dem Rückweg trocknet der Schlamm dann auch noch an. Im Meer wird sich dann ausgiebig gereinigt.

Gegen Mittag des nächsten Tages starten wir dann die 26-stündige Rückreise.

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