You'll never never know, if you never never go!  
  HOME
   
 
Reisebericht Alaska

Mai / Juni 1998

The last frontier

 north to Alaska

( incl. Yukon Territory )

Centenary of the Klondike - Gold - Rush

Die folgende Reiseroute führt uns in mehreren Schleifen durch den äußersten Nordwesten des amerikanischen Kontinents zwischen 55 und 65 Grad nördlicher Breite.

Sie berührt zwei Klimazonen: das mit verhältnismäßig mildem, maritimem Klima gesegnete Südost-Alaska und das Innere jenseits der Küstenberge, in dessen Kontinentalklima die Temperaturen zwischen plus 30 Grad im Sommer und minus 40 Grad im Winter schwanken. Sie führt von den Lachsbänken der Kenai-Halbinsel zu den Goldfeldern am Klondike, wo Goldfunde in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts den entscheidenden Anstoß zur Besiedlung und Erschließung des bis dahin nahezu unbewohnten Landes gaben.

Alaska, welches eigentlich Aleyska - das große Land - heißt, ist ca. 26 x größer als die gesamte Bundesrepublik Deutschland, aber hier leben nur 600 000 Menschen! Mit 258 000 Einwohnern ist Anchorage zwar die größte Stadt, aber die Hauptstadt des größten Bundesstaates der USA ist Juneau. Und die ist nur mit dem Flugzeug oder per Schiff zu erreichen. Das Land der Rekorde: 17 der 20 höchsten Berge der USA, 19 Berge mit Höhen von über 4600 m, höchster Berg Nordamerikas, der 6.194 m hohe Mount McKinley, 70 aktive Vulkane, mehr Gletscher als auf dem Rest der Erde zusammen, 54.000 km Küste sowie größter Lachs- und Bärenbestand der Welt.

ALASKA : ein Land, wo grenzenlose Weiten und unendliche Schönheit die menschliche Seele beflügeln.

1. Tag  Köln - Anchorage   39 km

Die Zeitverschiebung von 10 Std. (Alaska Standard Time) ist fast identisch mit der Flugzeit. Das Polareis tief unter uns sieht aus wie feinster Carrara-Marmor, durchzogen von unzähligen grauen Adern an den Bruchkanten. Irgendwo da draußen am Horizont muss der Nordpol liegen. Landung in Anchorage, dem „Tor zu Alaska“. Die Stadt am Cook Inlet hat auf den ersten Blick den Charme einer Raststätte. Alles scheint auf Durchgangsverkehr eingerichtet zu sein - die Tankstellen und Hotels, die Restaurants und Souvenirläden. Die klotzigen Häuser und breiten halbleeren Straßen sind zu groß geraten. Sie wirken, als ob die Stadt erst noch hineinwachsen muss. Die einzigen Farbkleckse in der grauen Innenstadt sind riesige Wandgemälde mit Eisbären, die füra Pelz-Supermärkte werben, und die bunten Blumenrabatten im Rathauspark.

Übernahme des Wohnmobils Typ C 30 DELUXE bei Cruise America. Bei Safeway Lebensmittel für 4 Wochen bunkern und wir treffen Heidrun aus Berlin, die hier seit Jahren lebt und als Brotmanagerin tätig ist. Von ihr können die Neuankömmlinge fast alles erhalten. Vom Wischeimer für das Motorhome bis zum selbst gemachten Gelee. Wir nehmen zwei Gläser Strawberry-Jelly mit und es schmeckt ausgezeichnet. Das Schönste an Anchorage ist die Umgebung, also raus aus der Stadt. In dem fast menschenleeren "Chougach State Park" mit Self-Registration (man legt die Gebühr in einen Umschlag, notiert das Autokennzeichen darauf und wirft ihn ein) verbringen wir die erste Nacht. Wir sind nicht weit vom Wasser entfernt, direkt im Laubwald, es regnet leise vor sich hin und wir haben lauschige 10°. Frühling in Alaska. Auf unserer nicht vorhandenen Reisehitliste ist Alaska die Nr. 1. Jetzt sind wir hier!

2. Tag  Anchorage - Kenai   248 km

Zum Reiseauftakt zeigt sich Alaska heute gleich von der allerbesten Seite. Schließlich stehen zwei der wichtigsten Attribute des Landes in besonders gelungener Aufführung auf dem Tagesprogramm: ein filmreifes Goldgräberdorf in wildromantischer Gebirgskulisse (Grow Creek Mine) und ein Gletscher in Breitwandformat (Portage Glacier), dem man in Drive-in-Manier bis vor die Füße fahren kann. Die Mine, umgeben von schneebedeckten Bergen, ist wunderschön und wird von einem jungen Ehepaar mit zwei kleinen Kindern geführt. Sie wohnen hier das ganze Jahr über, allerdings ohne Strom. Die Sonne scheint und wir machen uns auf zum Portage Glacier. Das Wetter ändert sich dramatisch und zum fotografieren des Gletschers reiße ich die Kamera kurz hoch und verschwinde wieder im Wohnmobil, denn der Regen fliegt horizontal und eiskalt durch die Luft. Schade, bei Sonnenschein sehen die kleinen Eisberge in dem tiefblauen Wasser mit den dahinter liegenden Bergen sicher vortrefflich aus. Ein paar Meilen später lege ich eine Vollbremsung hin, denn der erste Elch steht auf der Straße. Ein Riesen-Exemplar von Elchkuh lässt sich durch uns aber nicht stören. Wir sehen noch mehrere dieser Tiere auf der heutigen Fahrt. Am frühen Nachmittag sind wir am "Beluga Lookout RV Park" und bei 8° regnet es immer noch. Wir stehen direkt am Wasser des Cook Inlet und gehen spazieren.a

3. Tag  Kenai - Homer   167 km

Wir besichtigen heute: Kenai Bicentennial Visitor Center, Russisch-Orthodoxe Kirche von Ninilchik (800 Einwohner) und das Pratt Museum in Homer, in dessen Meeresabteilung die Besucher aufgefordert werden auch mal einen Oktopus zu streicheln. Auf der Straße Richtung Homer wird das Panorama jetzt zusehends dramatischer. Der Sterling Hwy führt hoch oben am Rande der Steilküste entlang und bietet auf fast jeder Meile eine atemberaubende Aussicht auf die grüngraue Kachemak Bay und die Kenai Mountains. Auf einem Straßenschild sehen wir, dass in diesem Jahr schon 231 Elche auf der Kenai-Halbinsel durch Autos getötet wurden. Leider ist die Kirche in Ninilchik verschlossen, doch der dazu gehörende Friedhof ist sehenswert. Da es Wochenende ist, sehen wir an jedem Fluss viele Angler und die Sonne lacht dazu. Der Homer Spit ist ein Landstreifen, der sieben Kilometer weit in die Bay hinausragt und wir übernachten mit spektakulärer Aussicht auf die Kachemak-Bay und die weißen Berge. In einem Trekkingladen erstehen wir noch ein paar Fleecesachen, die hier besonders günstig sind. Die Fischer kehren heim und zeigen die teilweise mannshohen und bis zu 200 Pfund schweren Heilbutt-Fänge. Abendliches süßliches Alaskan Amber Beer in der urigsten Kneipe südlich von Anchorage, dem Salty Dawg Saloon, wo der Boden mit Sägespänen gepolstert ist. Hier verkehren die Seefahrer genauso wie die Touristen und an den Wänden hängen ziemlich skurrile Sachen. Von Visitenkarten und Geldscheinen aus aller Welt bis hin zu roten Damenslips mit Adresse.

4. Tag  Homer - Seward   307 km

aBei strahlend blauem Himmel frühstücken wir mit grandioser Aussicht. Zwischen Homer und Seward liegen die gewaltigen Kenai Mountains mit dem Harding Icefield, mit 35 Meilen Länge und 20 Meilen Breite eines der größten und unerforschten Gebiete der USA. Zum Exit Glacier, kurz vor Seward, führt eine gute Schotterstraße und über zwei problemlose Trails erreicht man den blau schimmernden Eisriesen, der knistert und tropft, rauscht und schmilzt im Akkord. Hier sehen wir die ersten Braunbären (Mutter mit zwei Sprösslingen), allerdings nur durch das Fernglas gut zu erkennen. Der Gletscher ist zum Teil begehbar und wir verbringen eine ganze Zeit an und auf ihm. Mit ca. 2500 Einwohnern, bunten Holzhäusern und kleinen Kirchen war Seward lange Zeit „Gateway to Alaska“. Wir schlendern durch die kleinen Shops und buchen für morgen die Fahrt durch den Kenai-Fjords NP. Die Fischer am Hafen ziehen hier einen Lachs nach dem Anderen aus dem Wasser.

5. Tag  Seward (Kenai-Fjords NP)   12 km

aNach dem Frühstück beobachten wir Robben, die im Hafenbecken Fische fangen. 11.30 Uhr: Ganztägige Schiffstour in den Kenai - Fjords - Nationalpark. Der knapp 2000 Quadratkilometer große, unerschlossene Park auf der Ostseite der Kenai-Halbinsel umfasst den südlichen Teil der Kenai Mountains, die Nunatak-Berge, ein großes Stück Küste und die eisige Wildnis des Harding Icefield, dessen Gletscher in die Fjords kalben. Es ist auch das Dach des Kenai Fjords NP. Diese Eisfläche, ungefähr so groß wie Luxemburg und bis zu eineinhalb Kilometer dick, fächert sich in 30 Gletscher auf. Im Park tummeln sich Elche, Luchse, Schwarzbären, Robben, Seeotter, Seelöwen, viele Seevogelarten und immer wieder kann man die schwarzen Rückenflossen von Orcas sehen. Bei Regen startet die 8-stündige Tour und wir bekommen Robben, Möwen, Seeadler und Seeotter zu sehen. Aufregung herrscht, als wir steuerbord zwei große Flossen entdecken, die aber sofoart verschwinden, um auf der anderen Seite des Bootes wieder aufzutauchen. Zwei ausgewachsene Orcas sind das Highlight bis jetzt. Als wir später noch einen jungen Buckelwal erspähen, der seine Fluke fotogen aus dem Wasser hebt, erklärt uns der Ranger, dass dies der erste Wal in dieser Saison sei. In der Aialik Bay steuern wir den Holgate Glacier an. Das Boot tastet sich durch knackende und schmatzende Eisschollen und von fern klingt es wie Salutschüsse, wenn neue Eissäulen ins aufgewühlte Meer stürzen. Meter für Meter schieben wir uns an den Gletscher heran, bis wir fast senkrecht an einer gezackten Kante wie an einer blauen Kathedrale emporblicken. Es hört sich fast nach Musik an, wenn die Eisschollen gegen das Stahlschiff stoßen - Alaska kann einem dem Atem rauben.

6. Tag  Seward - Valdez   131 km

aFahrt von Seward nach Portage, 80 Meilen Augenweide vor der Windschutzscheibe mit einer sehr schönen Winterlandschaft, mit kilometerlangen Wäldern und schneebedeckten Seen. Es ist bitterkalt. 1.00 pm Eisenbahnverladung nach Whittier. Ich manövriere unser Motorhome gute 100 m auf den schmalen Waggons, an jeder Seite nur wenige Zentimeter Platz. Halbstündige Zugfahrt im Wohnmobil durch 2 lange, dunkle Tunnel. 2.45 pm Abfahrt der Fähre nach Valdez (Ankunft 9.30 pm). Passage bestätigt durch State of Alaska, Department of Transportation and Publik Facilities, Alaska Marine Highway, Fax vom 23.02.98. In Whittier ist es ziemlich nebelig und wir erahnen nichts Gutes. Da kommt man wahrscheinlich nur ein Mal im Leben hierher und dann ist die Sicht gleich Null. Doch die Fahrt durch den Prince William Sound wird zu einem weiteren unvergesslichen Erlebnis. Als wir aus dem Fjord heraus auf das offene Meer fahren zeigt sich die Sonne, wir sitzen windgeschützt hinter Plexiglas an Deck und sehen die ersten Eisberge im Wasser treiben. Manche klein, andere so groß wie eian Tennisfeld. Zitat aus Anitas Tagebuch: "Die Aussicht ist traumhaft schön. Wir fahren direkt an den Gletscher heran, Atemberaubend". In der Sommersaison wird dieser halbstündige Umweg gefahren und die Motoren gestoppt. Vor uns liegt der Columbia-Gletscher. Mit 41 Meilen Länge ist er der größte und berühmteste Gletscher im Sund; seine fast zehn Kilometer breite Eisfront ragt 80 Meter hoch aus dem Meer. Die Eistürme, die hier unter Donnergetöse in die Bucht stürzen, stammen von Schneefällen aus der Zeit vor Christi Geburt. Für die 95 Meilen lange Passage benötigt die „MV Bartlett“ über 7 Stunden. Valdez, hier in der Nähe, lief am Karfreitag 1989 der Supertanker „ Exxon Valdez “ auf ein Riff auf und verlor mehr als 40 Millionen Liter Rohöl. Binnen 2 Wochen waren über 2000 Küstenkilometer ölverschmiert und eine halbe Million Seevögel starben, 1000 Otter und 144 krepierte Weißkopfseeadler wurden an den Stränden eingesammelt. Der Öl-Super-GAU ! Übernachtung im Sea Otter RV Park, einen anderen gibt es hier auch nicht. Bester Ausblick auf Berge, Gletscher u. Meer. Seeadler fliegen dicht über dem Wasser durch die Bucht.

7. Tag  Valdez - McCarthy / Kennicot   290 km

aVormittags ist große Wäsche und nochmaliger Einkauf angesagt, da wir in den nächsten Tagen nur in der Wildnis leben werden. Im Winter, der hier von Oktober bis Mai dauert, fallen in Valdez durchschnittlich neun Meter Schnee und selbst im wetterfesten Alaska gilt es als „Regenloch“ mit maximalen 16 ° C Sommertemperaturen und die haben wir heute. 1964 wurde der Ort von einem Erdbeben dem Boden gleichgemacht und später 4 Meilen weiter neu errichtet. Hier endet die Trans-Alaska-Pipeline, wo vom Polarmeer (Prudhoe Bay) täglich 1,8 Millionen Barrel Öl bei der 6-tägigen Reise 1280 Kilometer zurücklegen. Die Fahrt führt uns über die Mineral Creek Loop zur Valdez Old Town Site, entlang des Keystone Canyon`s, dem Thompson Pass hinauf. Wasserfälle und Winterlandschaft bestimmen die Aussicht. Auf halber Strecke zwischen Valdez und Tok biegen wir dann rechts in den Edgerton Hwy. und weiter zur McCarthy Rd. ab. Wir befinden uns jetzt im Wrangell - St. Elias National Park. Die Abfahrt nach McCarthy und Kennicott ist mit Warnschildern gespickt, deren Lektüre nicht gerade beruhigend ist. Demnach sind die kommenden 93 Kilometer eine wilde Mischung aus Waschbrett und Schlaglöchern. Die Insassen sind zudem aufgefordert, Ausschau nach Eisenspitzen und Bolzen zu halten, die im Schotterbett stecken: Die McCarthy Road ist nichts anderes als die ehemalige Schienentrasse der Eisenbahn, die das Kupfer aus Kennicot nach Cordova transportierte. Das Befahren der Strasse ist natürlich ausdrücklich von jeder Versicherungsleistung ausgenommen. Das wahre Alaska beginnt dort, wo die Straßen enden! Nach 93 km Rüttelpiste sind wir dann gegen Abend da und auf die Frage der Rangerin, ob das unser großes Wohnmobil sei und wie lang wir damit gebraucht hätten; antworte ich 3,5 Std. Ein anerkennendes "pretty good" bekomme ich zurück. Wir stehen auf dem Schotterplatz oben am Waldrand mit Blick auf den Fluss, der untere wird überflutet, wenn oben am Gletscher das Wasser des Schmelzwassersees durch das Eis bricht. Duschen etc. sucht man hier vergebens.

8. Tag  McCarthy - Kennicott   zu Fuß

aFrühmorgens werde ich von einem Waldarbeiter gefragt, ob ich auch den Grizzly am Fluss gesehen hätte. Leider nicht. Wir machen uns auf den 4,5 Meilen langen Weg nach Kennicott. Die offene Sitzgondel über den rauschenden Strom ist außer Betrieb, denn seit diesem Jahr gibt es eine Brücke und das Abenteuer, sich mit eigener Kraft an dem durchhängenden Seil hinüber zu ziehen, bleibt uns erspart. Alljährliche Sturzfluten des reißenden Kennicott River sind der Grund, warum es bisher keine Brücke über den Gletscherfluss gab. Der Weg führt durch tiefen, dunklen Wald und hier möchten wir natürlich keinem Bären begegnen. Es ist 22° warm und wir laufen in T-Shirts. Ghost towns gibt es viele in den USA. Doch oft hält diese Ankündigung nicht, was sie verspricht und die lange Anfahrt endet an ein paar schäbigen Baracken mit Souvenir-Plunder. Tatsächlich wird die Hoffnung, auf eine verlassene Siedlung im Urzustand zu stoßen, kaum jemals so bravourös  erfüllt wie am Ende der McCarthy Road. Und keine andere Geisterstadt in den USA ist auf so abenteuerliche Weise zu erreichen wie diese beiden Bergdörfer in den gewaltigen Wrangell Moutains (bis zu 5000 Meter hoch). Beide Orte entstanden Anfang des Jahrhunderts, als die reichsten Kupfervorkommen der Erde entdeckt wurden. 1938  machte die Kennecot Copper Corporation die Mine - und damit auch die beiden Ortschaften - buchstäblich von einen auf den anderen Tag dicht. Unrentabel! Seitdem ist dort nichts von den 80 Bewohnern verändert worden. Das alte, rote Bergwerk liegt malerisch am Gletscherhang, darüber die gewaltigen Berge und unter ihm ein riesiges Eisfeld. Die meisten Gebäude sind derart Einsturz gefährdet, dass man nur einen Blick durch die glaslosen Fenster werfen kann. Wir schauen uns trotzdem einige Teile von innen an und gehen über eine marode Holzbrücke zu den anderen Gebäuden. Obwohl wir hier oben kaum Menschen sehen, hat ein kleines Lokal in Kennicott geöffnet. Wir stärken uns kurz und auf geht es nach McCarthy. Das Dorf ist noch ein bisschen kleiner und schnell zu erkunden. Die alten Häuser und Läden sind aber wirklich sehenswert, hier sieht es aus wie vor 60 Jahren. Die McCarthy Lodge hat drei Zimmer und ein ausgesprochen uriges Lokal.

9. Tag  McCarthy/Kennicott - Copper   195 km

aSchwer fällt der Abschied von der Geisterstadt Kennicot, der idyllischen Westernsiedlung McCarthy und dem mächtigen Gebirgspanorama, nicht zuletzt deshalb, weil die tausende Schlaglöcher auf der alten Railroad-Straße mittlerweile wohl kaum ausgebessert worden sind. Also heißt es knapp vier Fahrstunden im Schleudergang zu ertragen, bis im trostlosen Chitina zumindest wieder der gesegnete Alltag beginnt. Unterwegs steht urplötzlich ein junger Braunbär auf der Schotterpiste und wir greifen zu den Kameras. Als dieser im Unterholz verschwindet gehen wir ihm nach, doch er kommt zurück und wir sind flugs wieder im Wohnmobil. Fotogen schreitet er vor unserem Wagen her. Am Silver Lake machen wir Rast und einen verhängnisvollen Fehler. Anstatt hier, bei dem netten alten Haerrn, ein Kajak zu mieten und auf den sonnendurchfluteten See zu paddeln, die Seele baumeln zu lassen und ein BBQ zu genießen, lassen wir uns von den Mädels überreden, zurück in die Zivilisation zu fahren. Klar, wir haben kein Frischwasser mehr, der Abwassertank ist proppenvoll und seit Tagen keine Dusche, aber noch jetzt trauere ich der Gelegenheit nach, an diesem bis dato schönsten Platz Alaskas nicht übernachtet zu haben. Stattdessen stehen wir dann auf einem RV Ground, der sich "Tarzlina out of the world" nennt und haben auch keine Versorgungsmöglichkeiten. Da macht man ein Mal etwas nicht richtig und schon ist es verkehrt!

10. Tag  Copper - Tok   234 km   

Da sich die Tür am Wohnmobil nicht mehr schließen lässt, ist eine kleine Reparatur angesagt und am Rande des Wrangell - St. Elias NP geht es auf asphaltierter Strasse flott Richtung Tok. Wir sind nach kurzer Zeit aus den Bergen raus und fahren an endlosen Tannenwäldern vorbei den schnurgeraden Hwy No 1 lang. Tok ist eine der größten Kreuzungen in Alaska, was nicht viel bedeutet, aber es gibt etliche Shops und Supermärkte. Also Lebensmittel einkaufen und die 80 m lange "Einkaufsmeile" entlang. Wir melden uns noch kurz in Good Old Germany und kaufen ein paar Briefmarken im Post-Office. Da es angenehm warm ist, sitzen wir noch lange  draußen.

11. Tag  Copper - Dawson City   318 km 

aEiner (wenn nicht der) der erlebnisreichen Tage liegt vor uns. Die heutige Strecke ist den größten Teil des Jahres gesperrt und bietet alle Voraussetzungen für ein Fiasko: mit Bächen, die die Fahrbahn kreuzen und seifigen Schlitterpartien über matschige Hänge. Der Taylor Highway zeigt sich gleich am Anfang mit Waschbrettern und Schlaglöchern von seiner schlechtesten Seite und ein Elch läuft vor unserem Wagen her. Hinauf auf den 1689 Meter hohen Mount Fairplay und ab hier besteht der Untergrund fast nur noch aus Lehm und bei leichtem Nieselregen schert das Heck unseres gut 10 m langen Motorhome des Öfteren aus. Entgegen kommende Fahrer machen uns auf die schwierigen Stellen des nächsten Streckenabschnitts aufmerksam. So sind sie hier halt. Zwei Kanadier aus Dawson fahren die ganze Tour, um in Tok ein Bier zu trinken. Auf meine Frage, ob es denn in Dawson kein Bier gäbe, ernte ich nur schallendes Gelächter. Es sei Samstag und man wolle etwas unternehmen. Der einzige Ort, den wir durchqueren, ist das Kaff Chicken (3 Häuser und ein Giftshop); wer hier anhält, braucht ein sonniges Gemüt, um angesichts der Trostlosigkeit nicht zu verzweifeln. Doch die 15 Einwohner verstehen Spaß und haben ein Schild mit der Aufschrift "Downtown" angebracht. Länger als 5 Min. halten wir uns an der Tankstelle und dem Chicken Creek Cafe nicht auf. Weiter auf dem Top of the World Highway, der Härtetest für das Wohnmobil und seine Insassen, erreichen wir die Grenze nach Kanada. Die Zöllnerin ist nett und kommta trotz des Regens aus ihrem Office heraus und wir sind im Yukon Territory. Die Strasse ist hier mäßig asphaltiert und führt hoch über der Baumgrenze entlang mit weitem Blick über die Berge. Drei Serpentinen unter uns entdecke ich etwas Schwarzes auf dem Weg. Als wir dort ankommen, sehen wir einen Schwarzbär davon trotten. Hinab durch dunkelgrüne Wälder und drei Meilen vor dem Ziel gibt ein Vista Point den Blick frei auf Dawson City und den Yukon River. Eine Fähre bringt rund um die Uhr Passagiere und Autos kostenlos nach Dawson. Sie muss dabei mit der mächtigen Strömung kämpfen. Die nördlichste Spielhölle des Kontinents, der Diamond Tooth Gertie`s Saloon in Wildwest-Optik ist unser Ziel des Abends. Touristen, Indianer (ich weiß "native people") und Dawsonites spielen und die Cancan-Girls tanzen. Wir verzocken ein paar Dollar, verlassen die freundliche Spelunke und fahren zurück zum Campground, der in der City ist noch geschlossen und wir stehen direkt am Klondike River.

12. Tag  Dawson City   24 km

aWir schlafen lang und besichtigen dann die Stadt. Die bunten Häuser gefallen uns gut. Hier gibt es keine asphaltierten Strassen, alles nur Lehm und bei Regen sind die Holzsteige sicher Gold wert. Das Wetter ist prima, 18° und Sonnenschein. Die Hütte von Jack London, das Rathaus und die fast verfallenen Häuser sind sehenswert. Bei Peabody's lassen wir uns in antikem Outfit fotografieren und haben viel Spaß dabei. Wir stöbern noch in etlichen Geschäften herum und begeben uns dann auf den Midnight Dome. Dieser liegt oberhalb von Dawson und bietet einen 360° Blick auf die Landschaft, mit Klondike und Yukon. Von hier aus kann man auch erkennen, wie in heutiger Zeit das Gold geschürft wird. Unzählige Abraumhalden haben die Bagger hinterlassen. Wir Männer gehen noch zum Goldwaschen, die Frauen zum Wäschewaschen. Es ist gar nicht so einfach, die Pfanne im richtigen Winkel in das Wasser zu halten und nur die wertlosen Steine auszuschwemmen. Ein wenig Goldstaub ist der Mühe Lohn.

13. Tag  Dawson City - Whitehorse   525 kma

aWir holen die Bilder von Peabodys ab und die beiden hübschen jungen Damen können sich vor Lachen kaum halten. Sie meinen, so ernste Mienen hätten sie noch nie gesehen. Doch das auf alt gemachte Bild gefällt uns ausgesprochen gut. Es folgt eine 8,5 Std. lange Fahrt durch monotone Landschaft. Stundenlang fahren wir auf dem Klondike Highway an Tannenwäldern entlang, nur durch den Besuch des Fort Selkirk (12 Blockhäuser) und die Five Finger Rapids (20-minütiger Spaziergang zu den Stromschnellen) unterbrochen. Den 268 km-Abstecher zur Geisterstadt Keno lassen wir weg. Ein Stopp bei der Moose Creek Lodge (Tankstelle!) lohnt sich, denn drinnen wie draußen sind recht skurrile Gegenstände anzusehen. Obwohl sich die Temperaturen in angenehme Höhen aufschwingen, bis jetzt hatten wir kaum Probleme mit den Stechmücken, die hier sonst zu einer rechten Plage werden. Vorbei am Lake Laberge fahren wir zum Takhini Hot Springs Campground, der ca. 25 km vor Whitehorse, mit seinem Thermalbad unser heutiges Ziel ist. Ein schöner Stellplatz mitten im Wald und dazu ein Lagerfeuer mit Steaks. Hier bleiben wir zwei Nächte und es sieht aus, als ob es geschneit hätte, denn der Boden ist mit weißen Blütenpollen übersäht.

14. Tag   Whitehorse   80 km

aNachdem uns beim Frühstück einige Eichhörnchen beobachtet haben machen wir uns auf den Weg Richtung Whitehorse, Landeshauptstadt des Yukon Territory. Der Yukon Canyon ist wunderschön. Das blaugrüne Wasser reflektiert das Sonnenlicht und dazu der tiefgrüne Wald, der über hohe Felsen wächst. Weiter zur "SS Klondike", ein im Stil der 30er Jahre renovierter Schaufelraddampfer, die hier am Ufer auf dem Trockenen liegt und ab in die Stadt. Besuch des Yukon Visitor Reception Centre mit 20 minütiger Diashow „Yukon Story“, die im Kinosaal kostenlos zu sehen ist und an Brillanz und Atmosphäre alle vergleichbaren Vorführungen übertrifft. Der Gang durch die Stadt dagegen ist nicht sonderlich erwähnenswert. Wir buchen telefonisch die Fähre von Skagway nach Haines, die erst in drei Tagen fährt. Am Nachmittag sind wir dann wieder an den heißen Quellen und gönnen uns ein Bad in dem mit 36° warmen Wasser. Hier sprudeln pro Minute 300 Liter 48 Grad heißes Heilwasser aus der Erde. Die Becken sind zwar gefliest, doch rundherum Natur pur. Wir Männer freuen uns schon auf ein Bier am Lagerfeuer.

15. Tag  Whitehorse - Skagway   316 km

aAuf dem gut ausgebauten und landschaftlich spektakulären Klondike Hwy 2 sehen wir 30 Meter lange Erzlaster, mit über 50 Tonnen Ladung. Der letzte Teil wurde erst im Mai 1981 eröffnet. Stopp an Emerald Lakes, die in so unwirklichen Farben leuchten, dass unsereiner eher Bayer oder Hoechst verdächtigt, als an ein Schauspiel der Natur zu glauben. Tatsächlich entstehen die Farbspiele mit beinahe neongreller Intensität durch Lichtwellen, die vom weißen Seebodensediment reflektiert werden. Ein paar Meilen weiter liegt Carcross Desert, die kleinste Wüste der Welt. Ihre Sanddünen variieren je nach Licht und Wetter von fahlgelb bis Campari-rot und entstanden aus dem feinen Grund eines Gletschersees. Kurz nach der kanadischen Grenzstation zu Alaska, erreichen wir die Passhöhe des berühmten White Pass. Der berüchtigte und steilere Chilkoot Trail verläuft ein paar Meilen weiter und oben auf dem Gipfel war die North West Mounted Police stationiert. Ein Spaziergang durch den Klondike Gold Rush Nation Historic Park ist empfehlenswert. Danach beginnt eine knapp 20 Kilometer lange Talfahrt hinab nach Skagway durch eine herb-schöne alpine Tundralandschaft mit seen- und tümpelgefleckten Berghängen und Schneefeldern. Dort checken wir zuerst, ob wir auch mit unserem Motorhome für die Fähre gebucht sind. Alles ok. Im Red Onion Saloon begehen wir dann unser Bergfest und es wird gute Lifemusic für die Jugend des 600 Seelendorfes geboten. Gegen Mitternacht, es ist immer noch taghell, verlassen wir den Saloon.

16. Tag  Skagway   13 km

aSkagway ist ein Open-Air-Museum der Goldrauschzeit, denn fast alle Holzhäuser stammen noch aus den Boom-Jahren 1897 - 1899. Noch heute gibt es  neben dem Red Onion Saloon, den Mascot Saloon, sowie Jeff Smith’s Palor, die vielleicht berühmteste historische Kneipenadresse. Wir haben Zeit und durchstreifen das Dorf bei frühlingshaften 17°. Fast scheint es, als wäre hier die Zeit stehen geblieben, aber nur fast. Es gibt zahlreiche Giftshops und für die Kreuzfahrtgäste Juwelierläden. Aber die alten Häuser sind wirklich schön und abseits der Hauptstrasse liegen noch gut erhaltene Gebäude. Nach dem Rundgang fahren wir zum Overlook und der liegt etwas höher auf der anderen Seite des Fjords. Herrlicher Blick auf Skagway und seinen Hafen, dabei Kaffeetrinken und Fotografieren. Zurück, stellen wir uns gleich an den Anleger der Fähre, denn die Nacht wird kurz sein. Ein Mitarbeiter kommt auch gleich angelaufen und klebt ein großes Schild mit "Haines  30 f" auf die Windschutzscheibe. Wir Männer gehen noch ein Mal kurz in die City zum Shoppen. In einem Laden bekomme ich eine Halterung für ein Autonummernschild mit der Aufschrift "Skagway Sports Emporium" geschenkt. Wieder ein Ehrenplatz in der Kellerbar, nur das Nummernschild fehlt noch. Das Abendessen mit Steaks, Folienkartoffeln und Salat nehmen wir in Reihe 3 in unserem Wohnmobil am Hafen ein.

17. Tag  Skagway - Tok   721 km

aUm 3.30 Uhr werden wir geweckt und müssen noch unsere Gasflasche abdrehen und versiegeln lassen, für die Sicherheit an Bord. Mit einem Becher Kaffee in der Hand warten wir, um in das riesige Schiff zu fahren. Es geht alles der Reihe nach, denn die Fähre fährt bis nach Juneau. Die Fahrt dauert dann eine Stunde und wir trinken den wohl scheußlichsten Kaffee Nordamerikas. Zwei Kreuzfahrtschiffe kommen uns entgegen und passen irgendwie zu dem Fjordpanorama. Am Wohnmobil empfängt uns ein Mitarbeiter und fragt, ob ich ihn verstehe. Gut meint er, ich werde dich jetzt herauslotsen. Die Spiegel werden eingeklappt und es geht gute 50 m im stockdunklen Schiff rückwärts. Millimeterarbeit, doch der Junge gibt die richtigen Anweisungen. Ich frage mich nur, warum die ganze Prozedur beim Einschiffen und das auf einem Roll-on/Roll-off - Schiff? Aber ich lasse den Camper heile. In Haines schlafen die Leute noch und so fahren wir weiter bis wir eine schöne Stelle an einem See finden um zu frühstücken. Kurz danach sind wir wieder an der Grenzstation zu Canada und der Zöllner wundert sich ein wenig über den frühen Besuch. Als er unsere Pässe kontrolliert und die vielen Visastempel sieht, verschwindet er im Grenzhäuschen und kommt mit einem Lächeln wieder. Er hat uns einen Stempelabdruck in blauer Farbe vom hundertjährigen Bestehen des Yukon Zoll in die Pässe gemacht. Das war zwar schon letztes Jahr, sieht aber gut aus. Zeitumstellung um eine Stunde und 150 km lange Fahrt zum Kluane National Park Reserve Headquarter Visitor Centre. Der Park ist die kanadische Seite vom Wrangell - St. Elias NP in Alaska (s. McCarthy u. Kennicott) und sieht auch nicht wesentlich anders aus. Hohe, schneebedeckte Berge mit ihren Gletschern. Doch wir halten uns nicht lange auf, denn auf die Fahrer wartet noch ein gutes Stück Arbeit. Der Alaska Highway (auch Alcan genannt, weil er durch Alaska und Canada führt) ist mehr als eine Straße, er ist Mythos von der friedlichen Eroberung der Wildnis. In Wirklichkeit ähnelt der Hwy mit dem magischen Namen über weite Strecken eher der schlechtesten deutschen Kreisstraße. Er ist oft extrem schmal, kurvenreich, mit knietiefen Schlaglöchern gespickt und gewellt wie eine Achterbahn. Der Asphalt wird durch den Permafrost und die Sonne so in Mitleidenschaft gezogen, dass dort im Frühjahr über Nacht tiefe Schlaglöcher, lange klaffende Risse und Bodenwellen entstehen, die den Autos das Fliegen lehren. Über Beaver Creek (wir verlassen Canada zum letzten Mal), dem Tetlin National Wildlife Refuge geht es nach Tok. Die Landschaft ist zwar nicht abwechselungsreich, aber wunderschön. Wir Männer sind leider mit der Strasse, den entgegen kommenden Riesen-Trucks und vor allen Dingen mit den Überholmanövern (wir werden überholt) beschäftigt. Unmengen Staub und Steine werden dabei aufgewirbelt. Die Frauen haben es da etwas besser, entweder schlafen oder Natur anschauen. Gegen 7.30 pm sind wir auf einem Waldplatz in Tok.

18. Tag  Tok - Fairbanks   349 km

aGroße Wäsche: Mensch und Klamotten. Dann entlang der Alaska Range mit den drei Giganten Mount Hayes, Hess Mountain und Mount Deborah geht es nach Delta Junction. Am Meilenstein 1422 werden Urkunden verkauft, die mit Stempel und Unterschrift besiegeln, dass die Genannten „through the trails and tribulations“ das Ende des Alaska Hwy. erreicht und alle Widerwärtigkeiten der Strecke gemeistert haben. Sogar T-Shirts mit dem Aufdruck "Survivor of the Alaskan Highway" werden angeboten. Wir können uns aber beherrschen. Unterwegs sehen wir drei Elche, die sehr fotogen und direkt an der Strasse, knöcheltief im Wasser grasen. Vor Fairbanks halten wir noch auf Wunsch von Anita in North Pole, da wo der Nikolaus wohnt und seinen Giftshop hat. Na ja! Wir übernachten im Ester-Gold-Camp ca. 10 km hinter Fairbanks, denn wir wollen noch den zaünftigen Malemute-Saloon aufsuchen und uns eine der besten und originellsten Gold-rush-Shows mit dem Titel „Service with a Smile“ ansehen. Die Show ist absolut sehenswert und in dem kleinen Saloon ist richtig Atmosphäre aus der Goldgräberzeit. Sägespäne auf dem Boden, ein Pitcher Budweiser und natürlich Erdnüsse zum Knacken. Es wird eine Mischung aus Komödie, Politik-Satire (sogar recht kritisch) und Kabarett mit Wildwestmusik von 4 Akteuren geboten. Urkomisch! Da wir die einzigen Gäste auf dem Campingparkplatz sind, sitzen wir nachher noch lange mit den Vieren zusammen und unterhalten uns. Ester-Gold-Camp, high recommended!

19. Tag  Fairbanks   52 km

In einer Blockhütte wird morgens geduscht und sich für die City fein gemacht, leider haben wir gar nichts Feines mit. In der 68.000 Einwohner zählenden und damit zweitgrößten Stadt besuchen wir das Alaska Public Lands Information Center, sehen uns einige Videos und Filme an und erfahren, dass wir hier noch keinen Platz auf einem Campground im Denali-Nationalpark reservieren brauchen. Fairbanks bietet dem Besucher im Sommer auch noch zwei Klima-Besonderheiten: bis zu 21 Stunden Tageslicht und Temperaturen bis zu 25° C. Die Temperaturen haben wir bereits am Vormittag. Im Winter wird es dagegen bis zu minus 60° C. kalt. Wir schauen uns die Stadt an und kaufen Lebensmittel. Anschließend sehen wir uns aAlaska-Land an und sind angenehm überrascht. Schön aufgemacht und sogar mit Museum, also nicht der typisch amerikanische Vergnügungspark. Wir klappern noch 2 Malls ab und steuern einen Autofriedhof an.  Bewaffnet mit Werkzeug ziehen wir Männer los und schon nach einer dreiviertel Stunde sind wir wieder da. Natürlich mit Nummernschildern, aber mit ganz besonderen. Nämlich mit den aktuellen Sonderkennzeichen vom "Centennial of the Gold Rush". Selbst der Typ im Office fragt, ob wir die nicht bei einem Auto der Angestellten abgeschraubt hätten. Nein, es gab ein einziges Schrottauto mit der 1998er Version und das ist uns auch 3 $ pro Stück wert. Im Ester-Gold-Camp schauen wir uns noch die Lichtershow an. Die Photosymphony Show, wie sie richtig heißt, dauert 40 Min. und die vergehen wie im Flug. Aufnahmen aus allen Teilen von Alaska, u. a. die seltenen Nothern Lights, untermalt mit guter klassischer Musik. Ich komme noch am Malemute-Saloon vorbei und werde von der Bühne aus mit "Come in, my friend" hereingerufen. Die 2 Mädels und Jungs sind wieder gut drauf.

20. Tag  Fairbanks - Denali NP   188 km

Vormittags Besuch des Dog Mushing Museum, in dem die Heiligtümer der beliebtesten Sportdisziplin Alaskas zu sehen sind: jene Siegerschlitten, mit denen die berühmtesten Rennen wie Yukon Quest oder Iditarod gewonnen wurden. Die Lebensgeschichte der Leithunde und ihrer Führer (mushers) werden ebenso gezeigt, wie auch Filme der legendären Rennen. Fahrt nach Nenana, einem 540-Einwohner-Ort, der durch die Alaska-Railroad bekannt wurde und wo jährlich die Hälfte der Alaskaner beim Nenana Ice Classic wetten, wann das Eis auf dem Nenana-River zu schmelzen beginnt. Es winken 100.000 $ Preisgeld. Die Veranstaltung ist schon vorbei, denn der Fluss ist wohl schon länger aufgetaut und der Ort nicht annähernd so schön, wie in den Reiseführen beschrieben. Am Denali NP Visitor Center buchen wir für Morgen den Shuttle-Bus für die ganztägige Tour durch den Park. Es gibt überhaupt kein Problem einen Stellplatz auf einem der Campingplätze zu bekommen und gegen Abend beginnt es zu regnen.

21. Tag  Denali NP = Denali, der Große (Berg)   10 km

aUm 11:00 beginnt die Fahrt in dem grün gestrichenen Schulbus und kaum gepolsterten Sitzbänken. Nur die ersten Kilometer der 149 km langen Strasse durch den Park dürfen mit PKW befahren werden, danach ist Schluss. Nach kurzer Zeit läuft ein Wolf mit Beute im Maul vor uns her. Es geht ständig bergauf in der hügeligen Landschaft. Wir sehen Elche, Karibus und kurz vor dem Toklat River 2 Grizzlybären, jedoch nur durch das Teleobjektiv oder Fernglas zu erkennen. Zwischendurch regnet es leicht und als wir den 1067 m hohen Polychrome Pass erklimmen, erwartet uns eine zauberhafte Winterlandschaft. Die Sicht auf die uns umgebenden Berge ist nicht ganz so toll und gegen Mittag machen wir Rast am Eielson Visitor Center. Picknick im Freien, bei Regen und 0° C. In dicke Trekkingjacken gehüllt genießen wir den selbst gemachten Kartoffelsalat. Der Ausblick auf Nordamerikas höchsten Berg, den Mount McKinley (6194 m), können wir nicht erhaschen, der liegt sowieso über 200 Tage im Jahr im Nebel. Unterwegs ziehen Karibuherden vorbei und in einem See schwimmt ein Biber. Am Wonder Lake reißt das Wetter aber wieder auf und man fühlt sich ans Ende der Welt versetzt. Der See ist so wunderschön, umgeben von sanften grünen Hügeln, im Hintergrund die schneebedeckten Berge und dazu das dunkelblaue Wasser. Am Liebsten würden wir ein Kanu nehmen und erst in 2 Waochen zum Bus zurückkehren. Doch die Fahrt geht wieder Richtung Parkausgang, das Wetter wird zunehmend besser und der Anblick dieser Berglandschaft verschlägt uns den Atem. Auf einer Anhöhe entdecken wir 3 Grizzly und machen erst ein Mal eine halbe Stunde Pause. Friedlich suchen die Bären nach Futter und viele Fotos werden geschossen. Kurz vor dem Sable Pass sehen wir noch Bergziegen und Dall-Schafe mit dem herrlichen Bergpanorama in Hintergrund. Einige Rotfüchse können wir auch noch beobachten. Kurz vor dem Visitor Center dann ein seltenes Schauspiel. Ein Grizzly verteidigt seinen eben erst erlegten Elch gegen einen Wolf. Der blutbefleckte Bär muss sich ganz schön anstrengen um die Attacken des Wolfes abzuwehren, doch er behält die Oberhand. Gegen 10:30 pm endet die Tour und wir sind ein wenig geschafft, doch dieser Tag bleibt unvergesslich.

22. Tag  Denali NP - Willow   225 km

Auf der Fahrt nach Süden lohnt sich heute der Blick zurück: Mehrfach taucht der Mt. McKinley auf dem Hwy Richtung Anchorage im Rückspiegel auf. So steht es in den Reiseführern, aber wir haben nicht das Glück den Berg zu sehen. Die Berge verschwinden so langsam und weichen einer flachen Hochebene. Die Etappe ist angenehm, nur leider beginnt es wieder zu regnen. Wir fahren bis nach Willow und campen direkt am Fluss. In der Nähe ist ein Saloon und da es noch immer regnet, beschließen wir den Abend dort zu verbringen. Es ist ein richtige amerikanische Kneipe, laut, an jeder Ecke ein Fernseher und einige Einheimische an der Bar. Wir fühlen uns wohl und gehen nur noch vor die Tür als wir zwei Angler sehen. Die haben riesigen Königslachs geangelt.

23. Tag  Willow - Anchorage   142 km

Wir disponieren um, um an diesem verregneten Tag unseren Einkaufsbummel in Anchorage vorzuziehen. Die Innenstadt ist nicht besonders schön und die 2 Malls haben wir auch irgendwann geschafft. Ein paar Trekkingläden statten wir noch einen Besuch ab und suchen uns an der nördlichen Ausfallstrasse einen RV Park. Die Frauen sind begeistert, ein ordentlicher Campground mit Duschen und Laundry. Na ja. Ein gemütliches Grillen rundet den Tag dann doch noch ab.

24. Tag  Anchorage - Homestead   108 kma

Wir fahren nach Palmer, kleines Städtchen mit vielen urigen Läden, u. a. Zapfsäulen und Trödel. Letzter Lebensmitteleinkauf und weiter. Ganz in der Nähe liegt ein schöner See und wir können dort auch übernachten. Der Mann am Ufer leiht uns Männern ein Kanu und schon sind wir zwei auf dem See und genießen die Stille. In Alaska muss man nur von der Hauptstrasse abbiegen und schon ist man in der Wildnis. Nach 2 Std. sind wir zurück und bereiten das Lagerfeuer vor. Später kommt der Mann noch einmal wieder und bringt uns geräucherte Regenbogenforellen, so sind sie hier. Wir sitzen noch lange am Ufer und so langsam kommt schon bei jedem von uns Abschiedsschmerz auf.

25. Tag  Homestead - Willow   72 km

Wenige Kilometer vor Palmer liegt mit sattgrünen Weiden und lieblichem Bergpanorama ein ganz besonderer Bauernhof: die Musk-ox-Farm. Dort ist es gelungen, eine Herde von derzeit 75 Moschusochsen zu züchten. Diese arktischen Urviecher, Zeitgenossen der Dinosaurier, wurden zu Beginn dieses Jahrhunderts in der amerikanischen Wildnis fast ausgerottet. Auf der Musk-ox-Farm vermehren sie sich nicht nur, sondern ihre Wolle - genauer der zarte Flaum ihres Unterhaares - wird von aden Inuit (fälschlicherweise auch Eskimos genannt) zu Mützen, Schals und Pullovern verarbeitet. Diese nützlichen Souvenirs sind zwar teuer, aber einmalig auf der Welt. Dahinter steckt eigentlich wesentlich mehr, denn das hier gewonnene Material wird in die entlegensten Gebiete im nördlichen Alaska versand und dort von den Inuit mit traditionellen Mustern zu der Ware verarbeitet. Eine paar Meilen weiter wartet die letzte fahrtechnische Herausforderung auf dieser Reise, die  Schotterstrecke der Hatcher Pass Road. Mit einem 10 m-Wohnmobil eine schöne Schaukelei. Bei Schneegestöber schauen wir uns die Ansammlung stillgelegter Maschinen und Betriebsgebäude an, die Independence Mine. Die 1941 geschlossene Goldmine, ernannt zum State Historical Park, inmitten der Berge ist wirklich den Abstecher wert. Auf nach Willow zu dem uns schon bekannten Platz. In weiten Kehren windet sich die Straße bergab in ein immer enger werdendes Tal mit rauschendem Wildbach und wir verlassen nun wieder die Berge.

26. Tag  Willow - Nancy Lake   13 km

aHeute gibt es eine Besonderheit: Um 11:00 spielt USA gegen Deutschland, es ist ja Fußball-WM. Zwei Riesenpizza werden geordert und die Bedienung im Saloon kann gar nicht verstehen, dass Leute im Urlaub "boring soccer" schauen. Sei es drum, 2:0 für Deutschland. Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir Willow und sind eine halbe Stunde später am Nancy Lake. Der See ist riesig und wie überall hier, landen die Leute mit ihren Wasserflugzeugen um das Wochenende zu verbringen. Günter und ich mieten uns ein Boot mit Außenborder und fahren über den See, als wir an einer Landzunge herumkommen, öffnet sich der See erst. Wir fahren an sehr schönen Häusern mit ihren parkähnlichen Anlagen vorbei bis wir nur noch allein sind und die einzelnen Buchten in ihrer Schönheit bewundern können. Ein paar Stunden sind wir so unterwegs und vergessen die Zeit. Unsere Frauen sitzen derweil am Ufer und lesen. Ist ja wie Urlaub! Um 10:30 gehen wir in das Wohnmobil, obwohl die Sonne noch scheint. Heimlich bereiten wir Günters Geburtstag vor. Wir stoßen mit Champagner an und sitzen bis nach 2:00 auf. Als wir gerade meinen es könnte dunkel werden, wird es auch schon wieder heller. Geburtstag in Alaska hat man auch nicht jeden Tag.

27. Tag  Nancy Lake - Homestead   108 km

Da wir spät aufstehen, kommen wir auch erst dem entsprechend spät los. In  dem 3000 Einwohnerörtchen Palmer gehen wir noch ein wenig bummeln und  sind recht früh an einem RV Park und Alaska zeigt sich noch mal von seiner schönsten Seite. Grüne Hänge vor schneebedeckten Bergen, im Hintergrund die gelben Waggons der Alaskan Railroad. Kaffeetrinken in der Sonne und mit den Nachbarn klönen. Ein ruhiger Geburtstag.

28. Tag  Homestead - Anchorage   85 km

Wir statten dem Earthquake Park noch einen Besuch ab, aber in dem kleinen Park, der an das heftigste Erdbeben Nordamerikas 1964 erinnert, gibt es nicht all zuviel zu sehen. In Anchorage ist dann packen angesagt und es wird in jede Luke des Motorhome geschaut, ob wir nicht noch etwas vergessen haben. Es folgt der letzte Abend in Alaska.

29. Tag  Anchorage   17 km

Abreisetag. Gegen 11:00 sind wir an der Vermietstation und geben das lieb gewonnene Wohnmobil ab. Mit dem Taxi geht es dann zum Airport. Dort streiken ein paar Piloten, mit Schildern in den Händen und schön im Kreis herum. Um 4:00 pm verlassen wir Alaska und haben 8:45 Std. Flug vor uns.

30. Tag  Köln

Nach einem ruhigen Flug landen wir um 11:05 und wissen gar nicht wer uns abholt. Meinen Bruder Thomas sehen wir schon vom Gepäckband aus und er hat eine Flasche Sekt für Günter dabei. Doch er wohnt in Köln. Kurz danach kommen Norbert und Gert und wir fahren mit einem Sack unvergesslicher Erlebnisse heim.

 

Reiseinformationen:
 

Reiseroute: Anchorage - Homer - Seward - Valdez - Tok - Dawson - Whitehorse - Skagway - Fairbanks  - Denali NP - Anchorage

Reisedatum: 21.05.1998 - 19.06.1998

Dauer: 4 Wochen + 2 Tage

Art: Selbst organisiert, 4 Personen

Unterkunft: Wohnmobil

Fortbewegung: Flugzeug, Wohnmobil, zu Fuß

Fahrstrecke: 4989 km

Anreise: Condor

Kosten: ca. 5.200,00 DM  p. P.

Reiseführer: "Richtig reisen" West-Kanada + Alaska, Du Mont Buchverlag  -  Alaska + Kanadas Yukon, Vista Point Verlag  -  Alaska - Kanada (West) per Wohnmobil, Schettler Travel Publikationen  -  Geo Guide USA-Nationalparks, RV Verlag

Karte: Road Atlas, Rand McNally - an jeder Tanke in den Staaten zu bekommen

Back to Top

THE END

Home

mit weiteren Reiseberichten und Bildern

2003 ©  www.hakku.de