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Reisebericht Amazonas, Brasilien

Amazonas, Brasilien 2008

brasil_mapDas Abenteuer unserer 21-tägigen Amazonas Rundreise begann in der wunderschönen kolonialen Stadt Olinda. Mit einem Inlandsflug erreichten wir am folgenden Tag die quirlige Hafenstadt Belém. Eine Fähre brachte uns auf die weltgrößte Flussinsel Ilha do Marajo, wo wir am Strand entspannten und uns in der Süßwasserbrandung der Insel vergnügten. Flussaufwärts ging es mit einem Linienschiff nach Monte Alegre entlang der Serra do Ereré. Dort erwarteten uns die 12.000 Jahre alten Felsenzeichnungen der ältesten Indianervölker Südamerikas. In Nähe der Stadt Santarém erhielten wir einen Einblick in das alltägliche Leben in einem Amazonasdorf und besuchten den bekannten Nationalpark Jau. Hinter Manaus bogen wir vom mächtigen Amazonas in den Rio Negro und fuhren mit dem kleinen Boot, in Hängematten liegend, durch die grüne Hölle. Zum krönenden Abschluss der Reise besuchten wir Rio de Janeiro.

Der Amazonas - Mythos und Abenteuer
Grüne Wildnis, Labyrinthe aus Wasserstraßen, mittendrin die legendäre Metropole Manaus

Der mächtigste Strom der Erde erstreckt sich von seiner Quelle in den Anden Perus bis in die Sumpfwälder der Atlantikküste Brasiliens über unglaubliche 7.000 Kilometer. Das Amazonasbecken ist die Heimat der Tiefland-Indianer, ein sagenumwobenes Gebiet mit vielen unerforschten Landstrichen und noch immer unentdeckten Tier- und Pflanzenarten. Der Bestand in Amazonien gegenüber der restlichen Welt in %: Amphibien 10%, Fische 23%, Reptilien 6%, Pflanzen 17%, Säugetiere 9%, Vögel 13%.
Das Wetter im Amazonasgebiet: Der Norden wird geprägt vom feuchtwarmen Äquatorialklima mit ganzjährig hohen Niederschlägen und einer Luftfeuchtigkeit von über 80%. Die Jahreszeiten sind fast nicht zu unterscheiden und auch die Temperaturen sind während des ganzen Jahres nicht sehr unterschiedlich. Nachts sind die Temperaturen im Dschungel überraschend angenehm, dank der Kühle des Waldes und der Brise, die über das Wasser des Amazonas streicht.

Flug Frankfurt - Lissabon, Lissabon - Recife; Fahrt nach Olinda

Mit Air Portugal geht der Flug über Lissabon nach Recife.
Der Urlaub beginnt in Olinda, einer Perle unter den brasilianischen Kolonialstädten. Malerisch auf einem Hügel gelegen, den Atlantik überblickend ist die Stadt ein kulturelles Zentrum mit Kunstgalerien und Museen, die von kolonialen Prachtbauten und Kirchen flankiert werden. Der historische Stadtkern von Olinda liegt auf mehreren Hügeln und wurde wegen seines geschlossenen kolonialen Bildes 1982 von der UNESCO zum Kulturerbe der Menschheit erklärt.

olinda olinda olinda fischmarkt-belem

Olinda; Flug Olinda – Belém

Nachdem wir den Abend in einem netten Lokal mit brasilianischen Speisen verbracht hatten und uns noch das nächtliche Treiben in den Gassen angeschaut hatten, ging es übermüdet ins Bett. Am nächsten morgen erkundeten wir Olinda zu Fuß. Bunte Gassen, alte Kirchen und viele Palmen prägen das Bild der Altstadt. Im Hintergrund ist immer die Millionenmetropole Recife zu sehen. Am späten Nachmittag machen wir uns auf zum Flughafen und fliegen nach Belém. Aber nicht direkt, sondern über Fortaleza (2,4 Mio. Einwohner) und São Luís (1,1 Mio. Einwohner). Bei den Stopps steigen die Fluggäste ein und aus, wie bei uns beim Bus fahren. Wir erkennen wie riesig Brasilien ist und das die Entfernungen mit dem Flugzeug schnell zu überbrücken sind.

Belém

Belém, die "Stadt der Mangobäume", das "Tor zum Amazonas" ist ein absolutes Muss für Nordbrasilien-Reisende. Den Namen hat sie nach dem Viertel Belém in Lissabon. Diese exotische Stadt (Hauptstadt des Staates Pará) wurde bereits 1616 durch die Portugiesen strategisch geschickt in der Bucht des Rio Guamá unweit des Regenwaldes, großer Flüsse und des Ozeans errichtet. Von den anfänglichen Ausmaßen einer einfachen Festung wuchs die Stadt auf eine historisch-moderne Metropole von 1,5 Millionen Einwohnern an. Ideal liegt diese Stadt am südlichen Amazonasfluss auch für Ausflüge auf die benachbarte Ilha de Marajó sowie für abenteuerliche Amazonaskreuzfahrten in Richtung Santarém oder gar Manaus.
Die Altstadt birgt ein unglaublich reiches historisches Erbe. Ihre alten Gebäude sind mit bemalten Keramik-Platten verkleidet, die einmal aus Europa importiert wurden (während des "Gummi-Booms") - wahre Reliquien. Die engen Gassen der Altstadt versetzen den Besucher in ein vergangenes Jahrhundert. Andere Strassen in Belém gleichen grünen Tunneln, umgeben von dicht stehenden Mango-Bäumen, die, besonders während der heißen Mittagsstunden, angenehmen Schatten spenden.

belem Museum Emilio Goeldi

Wir schlendern zum Ufer des Rio Guamá und lassen uns vom Flair auf dem berühmten Ver-o-Peso Markt verzaubern. Dieses typische südamerikanische Treiben auf den Märkten gefällt mir immer wieder. Es gibt hier Früchte, deren Name ich zuvor noch nie gehört hatte. Weltbekannt sind die ja auch bei uns beliebten Paránüsse, die hier fein säuberlich geschält überall angeboten werden. Der bunte Açaí-Markt neben dem Ver-o-Peso Markt am kleinen Hafen ist sehenswert, ebenso das Fort do Presèpio vor dem wir uns eine frische Kokosnuss schmecken lassen. Nachmittags gehen durch die bezaubernde Altstadt mit ihren jahrhundertealten Villen. Ein Besuch in Belém ist nicht komplett ohne eine Besichtigung des weltberühmten Museums Emilio Goeldi. Mitten in der Stadt ist ein Stück Urwald erhalten geblieben, in dem wir neben vielen Tieren, prächtigen Schmetterlingen und Insekten auch beeindruckende Indianerkunst bewundern. Es ist Beginn der Regenzeit und ein beeindruckender Regenschauer zwingt uns zu einer Pause. Aber bei dem feucht-warmen Klima ist es fast eine willkommene Abkühlung. Das Abendessen nehmen wir in den alten, neu renovierten Lagerhallen am Flusshafen ein.

catedral da se

Belém – Ilha do Marajó (Fähre)

In der Amazonasmündung liegt die größte Flussinsel der Welt, die "Ilha do Marajó". Mit fast 50.000 km² größer als die Schweiz.
Marajó ist ein Paradies für Naturliebhaber. Die einzigartige und abwechslungsreiche Landschaft ist durch den Einfluss des süßen Wassers aus dem Amazonas und dem Salzwasser des Atlantischen Ozeans entstanden. Man nennt sie auch „Klein-Pantanal“, denn dieser Lebensraum verfügt über eine große Artenvielfalt. Neben dem tropischen Regenwald findet man auch Savannen, Weidegründe und wasserreiches Gebiet. An den Stränden wachsen Palmen und Mangrovenwälder. Auf der Insel leben die verschiedenartigsten Vögel, wie der rote Ibis, Aras und Papageien. In den vielen kleinen Flüssen der Insel sind Kaimane beheimatet. Das auffallendste Tier aber ist der Wasserbüffel. Das Züchten dieser Tiere ist für die Bewohner der Region eine wichtige Einnahmequelle.
Marajó ist eine der wichtigsten ökologischen Refugien unseres Planeten und ein für den Naturliebhaber unvergleichlich vielfältiges Spektakel, mit schier unerschöpflichen Alternativen.

Wir beziehen eine kleine Pousada, die wunderschön auf einem Hügel über dem fast endlosen Strand liegt. Wir testen erstmal die Hängematten. Dann hinunter zum Strand. Da sich die gewaltigen Wassermassen des Amazonas erst ca. 200 km vor der Küste endgültig mit dem Salzwasser des Atlantiks vermischen, besteht die Brandung nur aus Süßwasser. Wir befinden uns hier an einem Fluss, doch das gegenüber liegende Ufer können wir nicht sehen. Ich bin fasziniert von den Dimensionen und werde es später nur noch am Rande erwähnen, wie groß dieses Flusssystem ist. Für den Abend haben wir eine Tanzgruppe bestellt, die für kleines Geld ihre Vorführung direkt am Strand darbietet. Die Truppe ist recht groß. 10 Musiker, vornehmlich mit Trommeln und ca. 30 Tänzerinnen und Tänzer. Besonders beeindruckend die Tanzeinlagen von zwei achtjährigen Mädchen. Ein sehr schöner Abend und die Dorftanzgruppe hat wieder ein wenig Geld für neue Kostüme.

marajò wasserbueffel

Ilha do Marajó

Heute besuchen wir eine alte Farm, die wir nur mit einem Boot erreichen. Straßen gibt es hier nur sehr wenige, die Flüsse sind hier das Straßennetz. Das Farmhaus ist wie ein kleines Museum obwohl es noch richtig von einer Grand-Dame bewohnt wird. So hat es hier bestimmt auch vor 200 Jahren ausgesehen. Wir machen einen Ausritt. Meine Frau wählt einen Wasserbüffel, ich dagegen genieße die Landschaft auf dem Rücken eines Pferdes. Was soll ich sagen, nach über 3 Stunden in der sengenden Hitze, ist es allen klar. Das Pferd war die bessere Wahl. Wir steigen in ein Langboot und beobachten aus der Froschperspektive die Natur. Wir sehen Capivaras (Wasserschweine) im Uferdickicht, hören und sehen Brüllaffen in den Bäumen. Dann ein großes schwarzes Knäuel und unser Boot gleitet langsam darauf zu. Hinter ein paar Baumstämmen liegt eine Anakonda im Wasser. Unser Guide schätzt sie auf gute 5 m, doch bevor er sie zu packen bekommt verschwindet sie mit eleganten Körperbiegungen im trüben Wasser. Trotzdem ist es ein Erlebnis und ich habe noch ein paar gute Nahaufnahmen machen können. Bei der Rückfahrt sehen wir noch einen Riesentukan und ein weiteres Tukanpärchen. Ein netter Sonnenuntergang rundet unsere Bootstour ab.

anaconda roter ibis

Ilha do Marajó - (Fähre), Linienboot Belém - Monte Alegre

Wir fahren zu einer kleinen Keramikschmiede und lassen uns das Erstellen von verschiedenen Keramikgefäßen zeigen. Die Dame erklärt uns mit vielen Worten die Bestimmungen der einzelnen Gefäße. Danach inspizieren wir einen kleinen Stall in dem Wasserbüffelleder verarbeitet wird. Schon interessant, was für Gegenstände sie hier aus dem dicken Leder herstellen. Wir machen uns auf zu einem schönen Strandabschnitt mit einzelnen Mangrovenbäumen. Schöne Strände gibt es hier aber viele. Das besondere an diesem ist, dass hier im Hinterland die roten Ibisse leben. Auf einer Wiese sehen wir unzählige dieser Tiere neben Wasserbüffeln herumstolzieren. Man kommt aber nur bis max. 50 m an diese farbigen Genossen ran, ansonsten heben sie geräuschlos ab.
Nachmittags geht es dann an die mehrstündige Schiffsrückreise nach Belém. Dort sofort in einen Transporter und ab zu einem anderen Dock. Dort wartet schon der "Bananendampfer". Was heißt wartet, das ist ein Linienboot und fährt nach Fahrplan. Kurz nachdem wir an Bord gegangen sind legt dann der "Zwiebeldampfer" auch ab. Überall auf dem Stahlschiff stehen Paletten mit großen Zwiebelsäcken herum. Aber auch Motorräder und Autoersatzteile werden transportiert. Eigentlich alles, was es im oberen Verlauf des Amazonas nicht gibt.

linienboot amazonas

Einen Hauch Fitzcarraldo-Feeling hatte ich mir versprochen, wenn wir in Belém, der Tropenmetropole mit ihren Docks, Barockkirchen und verfallenden Villen, an Bord dieses „Bananendampfers“ gehen. So richtig kommt es aber nicht sofort auf. Liegt es daran, dass es ja schon stockendunkel ist und man kaum etwas sieht? Oder daran, dass wir von den Brasilianern genau beobachtet werden? Wir sind die einzigen ausländischen Touristen an Bord. An unserer Kajüte kann es nicht liegen, die ist Fitzcarraldo-mäßig. Außenkabine ohne Fenster, ein Aufstockbett, lose Elektroverkabelung, ein Schacht, aus dem eiskalte Luft bläst (Air-Condition?). Ach ja, unsere zwei Taschen passen auch noch eben rein. Eher liegt es an der lauten, lausigen Forro-Musik, die aus 2 schrankgroßen Boxen über das Deck schallt. Da ist es auf dem Zwischendeck doch etwas leiser. Hier liegen die Leute Hängematte an Hängematte und das vielleicht sogar eine Woche lang. Denn das Boot fährt bis nach Manaus. Auf beiden Decks gibt es je 2 Toiletten-Duschzellen. Das Boot fährt die ganze Nacht durch und der Fahrtwind bringt eine Art Abkühlung, die wir gern achtern sitzend über uns ergehen lassen. Wenn da nicht diese Musik wäre.

amazonas amazonas

Linienboot  (Belém - Monte Alegre)

Am ersten Tag benutzt das Boot schmale Flussläufe, aber am zweiten Tag kann man die Ufer nur noch in der Ferne wahrnehmen, so breit ist der Amazonas geworden. Ruhig fahren wir dahin, die Mahlzeiten nehmen wir direkt neben dem Maschinenraum ein. Als Rückenlehne dienen die Zwiebelsäcke. Aber wegen des Maschinenlärms bleibt man ja eh nicht lang am Tisch sitzen. Das Boot tuckert durch schmale Flussläufe. Wir passieren Dschungelsiedlungen und winzige Dörfer, die sich in den Schatten des mächtigen Regenwaldes schmiegen. Die Holzhäuser stehen auf Pfählen, die sie vor dem schwankenden Wasserstand des Amazonas schützen.
Das Kanu ist offensichtlich das wichtigste Transportmittel auf dem Amazonas. Kinder paddeln dicht an unser Boot heran, haken sich geschickt daran fest und bieten Mangos, Paranüsse, Kakao-Früchte oder eingelegten Maniok feil. Selbst kleine Kinder von nicht mal zehn Jahren steuern souverän über die dunkle Wasserfläche wenn sie unser Boot sehen. Sie hoffen auf ein paar Kleinigkeiten, die Bootsgäste eventuell herüber werfen.
In den Häfen dagegen pulsiert das Leben. Auf den Molen wuchten kräftige Männer Kisten voller glänzender Fische von Booten herunter. Ein besonders buntes Schauspiel ist das Löschen und Einladen der Fracht. Auch für uns ist das immer eine willkommene Abwechslung. Gegen Abend betrete ich dann die kleine Kommandobrücke und frage den Kapitän, ob ich nicht auch mal den Kahn fahren dürfte. Na klar, null Problemo! So stehe ich am Ruder, die Strahlen der untergehenden Sonne im Gesicht und fahre über den Amazonas. Das ist schon ein ganz anderes Gefühl als mit einem 12 m Boot auf den Grachten in Holland.
Jeden Abend genießen wir die typischen, atemberaubenden Sonnenunter- und Mondaufgänge - einfach unvergesslich. Es ist immer noch sehr warm und man steht an Deck und schaut über das Wasser in die leuchtende Sonne.

Linienboot (Belém - Monte Alegre) / Ankunft Monte Alegre

Der Amazonas wird wieder schmaler und man kann vom Boot aus den Urwald und das Treiben am Flussufer beobachten. Wir haben noch den ganzen Tag Zeit uns das schon lieb gewonnene Leben an Bord anzuschauen. Man sitzt, die Füße auf der Reling und genießt den Regenwald, der an einem beschaulich vorbei zieht. Ein letzter Stopp und wir beobachten das Treiben vom Schiff aus. Am Abend verlassen wir den Frachter und ziehen in eine kleine Pousada ein. Monte Alegre ist eine kleine Stadt am nördlichen Ufer des Amazonas, mit einigen Häusern im portugiesischen Kolonialstil inmitten der grünen Natur.

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Monte Alegre - Vale do Paraíso

Wir schlendern über den lokalen Markt und bestaunen die Vielfalt der angebotenen Früchte. Später nehmen wir auf der Ladefläche eines alten Jeeps Platz und lassen uns über eine rote Sandpiste in die Wildnis kutschieren. In der Nähe, in Serra do Ereré, befinden sich einige Grotten mit 12.000 Jahre alten prähistorischen Felsenzeichnungen der ältesten Indianervölker Südamerikas. Die wollen wir uns anschauen. Zuerst aber steigen wir auf ein Felsplateau und haben einen grandiosen Blick über die Landschaft. So hat man mal einen Überblick über das Amazonasbecken. Die Zeichnungen sind sehr einfach, wie überall eigentlich. Nur durch ihr Alter werden sie interessant. In verschiedenen Grotten sehen wir noch Fledermäuse und durch Felsspalten scheint warm das Licht herein. Auf der Ladefläche des Jeeps wird ein üppiges Früchtebuffett durch den Fahrer aufgebaut. Wir schlemmen hier inmitten der Natur und suchen uns ein schattiges Plätzchen. Nachmittags machen wir uns auf den Weg in Richtung Vale do Paraíso. Die Fahrt auf einer der legendären, mit Schlaglöchern gespickten Amazonasstraßen führt uns mitten durch den tropischen Regenwald, vorbei an den verlassenen Häusern der ersten Siedler und atemberaubenden Landschaften. Dieser Teil der Straße führt zu der sagenumwobenen Transamazonica und diese zu befahren gilt als eines der letzten Abenteuer auf unserem Planeten. Allein das Teilstück durch den Amazonasurwald ist 3500 km lang.
Während der Fahrt sehen wir großes Buschfeuer wüten und einen weiteren schönen Sonnenuntergang. Erst spät am Abend, bei völliger Dunkelheit, gelangen wir an unser heutiges Ziel und beziehen hübsche, kleine, buntbemalte Holzhütten.

caipi vanessa

Vale do Paraíso

Vale do Paraíso ist ein dicht bewachsenes Tal mit steilen Felswänden und einem ausgewaschenen Flussbett. Hier verbergen sich romantische Wasserfälle, deren klares Wasser sich in Becken sammelt, die wie geschaffen sind, um darin zu baden und zu entspannen. Beim Frühstück schauen uns ein Kapuzineräffchen und ein Ara aus den Bäumen zu. Im Hintergrund plätschert der kleine Wasserfall und wir rüsten zu einer faszinierenden Wanderung zu weiteren Wasserfällen. Bei der schwülwarmen Hitze müssen mehrere hundert Höhenmeter im Regenwald überwunden werden. In der letzten Ansiedlung treffe ich ein kleines Mädchen und sie wird sofort zu meinem Fotomodell. Vanessa ist ohne Scheu und possiert richtig vor der Kamera. Der weitere Weg, so man ihn sieht, ist schön, teilweise klettert man über oder unter umgefallenen Baumstämmen hindurch. Man kann jetzt nachvollziehen, wie sich die ersten Entdecker gefühlt haben müssen. Ich freue mich nach den doch recht ruhigen Tagen endlich mal wieder zu Fuß unterwegs zu sein. Gefällt mir doch mehr, sich selbst zu bewegen. Wir haben jeder viel Wasser dabei, denn wir wollen ja mitten im Wald in Hängematten übernachten. Am Ende der 5,5 stündigen Tour sind wir ermüdet und freuen uns auf das Bad am Fuße des 80 m hohen Wasserfalls. Doch wir stehen oberhalb und müssen uns teilweise an Lianen am Hang herunter hangeln. Das Wasser ist erfrischend kühl und ich genieße die Naturdusche. Als unser Lager fertig gestellt, die Hängematten befestigt und die pitschnassen Klamotten gewechselt sind; wird das Lagerfeuer angezündet. Auf einem Spieß wird Hähnchen gegrillt und zum krönenden Abschluss gibt es noch einen Caipirinha aus der Wasserflasche.

wasserfall 4 nachtlager

Vale do Paraíso

Die erste Nacht in der Hängematte mitten im Regenwald ist lang und erholsam. Erstaunlich gut habe ich geschlafen und das in mitten der Natur. Das Lager wird wieder zurück gebaut und wir machen uns an den Rückweg. Heute geht es denselben Weg wieder zurück. Glücklicherweise ist es ein wenig bedeckt und nicht ganz so heiß. Als ich völlig verschwitzt zurück im Vale do Paraíso bin, gehe ich direkt zu dem kleinen Wasserfall und bade lange in dem Naturpool davor. Den Rest des Tages verbringen wir in diesem kleinen Paradiestal. Den Abend dann bei guter brasilianischer Musik, einem Caipirinha, aber wir gehen recht zeitig schlafen.

Vale do Paraíso - Santa Luzia

Aufstehen 2:30 und ein kleines Frühstück steht schon bereit. Wir müssen das Passagierschnellboot in Alenquer erreichen. Dafür müssen wir mit dem kleinen Bus noch eine Weile fahren. Nach wenigen Kilometern gibt es einen Reifenschaden und eine lange Prozedur beginnt. Es fehlt Werkzeug und muss erst mit einem Motorrad aus dem nächsten Dorf herbei geschafft werden. Nur Dörfer gibt es hier nicht viele. Die Zeit wird langsam knapp und nur in letzter Minute erreichen wir das Boot. Unsere Sitzplatz-Tickets sind bereits weiter verkauft worden und so nehmen wir die Stehplätze für die nächsten 3 Stunden ein. Über verschiedene Kanäle und vorbei an weiteren Amazonasinseln erreichen wir die Stadt Santarém. Hier haben wir noch mal die Chance Geld zu tauschen und laufen durch die quirlige Stadt.
Mit einem Transporter geht es dann weiter. Wir übernachten in der kleinen Dorfgemeinschaft Santa Luzia in einer Pousada, die im indianischen Stil gebaut wurde. Durch die gemeinschaftliche Einrichtung des Dorfes werden Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung geschaffen. Wir erkunden das typische Amazonas-Dorf und schauen den Menschen bei der Arbeit zu. Es wird Kautschuk gezapft, Açaí von den Palmen gepflückt und aus Palmenblättern neue Dächer gefertigt. Besonders sehenswert und auch arbeitsintensiv ist die Herstellung von Maniok.

Später machen wir uns auf nach Altér do Chão. Im Reiseführer steht: „Verpassen Sie auf keinen Fall den Strand von Altér do Chão, denn er gilt als einer der schönsten Strandabschnitte Amazoniens.“ Willkommen in der Süßwasser-Karibik, an den schneeweißen Badestränden dieses kleinen Badeortes am rechten Ufer des Rio Tapajós - einem Zufluss des Amazonas - gelegen. Es ist wirklich herrlich hier und wir lassen uns an einem Strand-Restaurant auf der Halbinsel nieder. Wir verfolgen den Sonnenuntergang und wollen eigentlich gar nicht mehr hier weg.

alter do chao flussdelfine

Santa Luzia - Altér do Chão

Dazu ist der Tapajós fast der einzige Zufluss des Amazonas in dieser Region, der ein nahezu kristallklares, blaugrünes Wasser mit sich führt. An der Stelle, an dem er mit seinem reinen und warmen Gewässer den „Lago Verde“ – den grünen See – formt, hat er nicht umsonst den Spitznamen „Karibik des Süßwasser“ bekommen. Rund um den Badeort vor den Toren der kolonialen Nachbarstadt Santarém gelegen, kann man hier eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Natur pur und jeder Menge Erholung erleben. Wir buchen eine Naturexkursion und fahren mit einem kleinen Boot einen der Seitenarme entlang. Irgendwo halten wir an und laufen zu Fuß weiter. In einem der kleinen mit kristallklarem Wasser gefüllten Zuläufe gehen wir baden und besuchen noch einen jungen Deutschen, den wir gestern schon getroffen haben. Der lebt hier mit einer Indio und kleinem Sohn mitten im Outback unter einem Strohdach. Mit dem Boot fahren zu einer entfernten Landzunge und wollen die Flussdelfine beobachten. Schon nach kurzer Zeit sehen wir einige und gesellen uns zu ihnen. Wir baden im riesigen Fluss und um uns herum tauchen immer wieder kleine Gruppen dieser Schwimmakrobaten auf. Auch hier kann man sich kaum losreißen, so erlebnisvoll ist der Augenblick.

alter do chao alter do chao

Flug Santarém - Manaus

0:30 geht der Flug von Santarém diesmal ohne Zwischenlandung nach Manaus. Durch die menschenleere Stadt geht es direkt zum Hotel bei den Docks.

Mit fast 2 Millionen Einwohnern ist Manaus die größte Stadt des Amazonasgebietes. Während des Kautschukbooms entstand hier eine der modernsten Städte der Welt, zerfiel aber zusehends mit dem Niedergang des Kautschukpreises. Erst die Freihandelszone von 1967 hauchte der Stadt wieder neues Leben ein.
Manaus, wie das schon klingt! Hört sich an wie schwül-warme Hitze in einer Stadt umgeben von grüner Wildnis. Legendär ist der Aufstieg vom feuchtheißen Händlernest zur pulsierenden Urwaldmetropole. Man nannte sie „Paris des Dschungels“. Natürlich besichtigen wir die berühmte Oper. Das Teatro Amazonas wurde 1896 eingeweiht. In diesem prachtvollem Theater traten europäische Stars auf, um die Gummibarone zu unterhalten. Auch heutzutage sind die Veranstaltungen der Oper immer noch sehr beliebt. Im Innern des Kuppelgekrönten, im italienischen Renaissancestil errichteten Gebäudes glänzt noch der einst aus Italien importierte Marmor. Auch die Logen und Leuchter stammen aus der guten alten Zeit.
Die Altstadt mit ihren antiken Gebäuden im Stil der "Art Noveau", errichtet am Anfang des 20. Jahrhunderts aus Teilen, die per Schiff aus Europa kamen, kontrastiert mit den modernen, total verfallenen Gebäuden der Neuzeit. Der Hafen von Manaus ist ein bestaunenswertes Werk englischer Ingenieurskunst. Die Docks schwimmen in ihrer Gesamtheit auf den schwarzen Wassern des Rio Negro und können so dem wechselnden Wasserstand des Flusses Rechnung tragen. Dieser Unterschied kann mehr als 10 Meter betragen! So können auch große Überseeschiffe in Manaus das ganze Jahr über sicher anlegen.

Nach kurzer Nacht machen wir uns auf, den kleinen aber sehenswerten Kunsthandwerksmarkt direkt gegenüber unseres Hotels zu erkunden. Zu Fuß gehen wir dann zu der Attraktion von Manaus, dem Teatro Amazonas. Absolut sehenswert und wir warten auf eine Führung. Im Innern findet gerade eine Probe statt. Tanztheater mit großem Orchester. So können wir ein wenig nachempfinden, wie es sein muss, wenn abends die Aufführungen stattfinden. Dem Palacio Rio Negro statten wir ebenfalls einen Besuch ab. In der ehemaligen Residenz des deutschen Kautschukbarons Waldemar Scholz sind heute Museen untergebracht. Ein Besuch der Docks darf natürlich nicht fehlen, denn morgen legen wir hier selber ab. Durch den Fischmarkt geht es dann zurück zum Hotel. Das Abendessen nehmen wir in einer Rodiziaria ein. Das Länderspiel Brasilien - Portugal steht auf dem Programm und schon der Taxifahrer widmet sich mehr dem kleinen Fernseher in seinem Gefährt als dem Straßenverkehr. Brasilien gewinnt 6:2 und die Kellner hüpfen bei jedem Tor vor dem Fernseher herum.

teatro amazonas amazonasboot manaus

Die Bootstour auf dem Amazonas / Rio Negro

Der Rio Negro hat eine Länge von 1.551 km, davon werden ca. 50 km von Stromschnellen und kleineren Fällen unterbrochen. Unter den Flüssen in Amazonien weist der Negro die meisten Inseln auf, wie zum Beispiel das Anavilhanas Archipel. An seinem Unterlauf, ein Labyrinth von kleineren und größeren Inseln, wo sich auch erfahrene Bootspiloten und Waldläufer schon verirrt haben.
Abseits von Manaus, an den Flüssen Amazoniens, zieht das Leben bescheiden dahin. Straßen sind Wasserstraßen, einziges Transportmittel bleibt das Boot. An den Ufern liegen weit verstreute Familienhütten und Dorfverbünde.
Tagsüber und nachts schippern wir durch den Anavilhanas-Archipel, den größten Flussarchipel der Welt, den Rio Negro hinauf.
Vier Tage dauert unsere Tour, und an jedem neuen Tag erwartet uns etwas anderes. Mal fahren wir in einen überwältigenden tropischen Sonnenuntergang hinein. Oder wir springen in den Rio Negro und lassen uns auch von den Schauergeschichten über Piranhas den Spaß nicht verderben. Oder wir schwimmen mit Rosa-Flussdelfinen im dunklen Nass.
amazonasboote manaus rio negro

Manaus - Amazonasboot zum Rio Negro

Bevor wir unser Boot zum Anavilhanas-Archipel besteigen, haben wir noch Zeit, uns eigene Hängematten zu besorgen. Am Hafen geht es besonders quirlig zu, Lastenträger kommen und gehen mit knochenschwerer Fracht, LKW laden ab und auf. In den Markthallen herrscht betriebsame Hektik an Fleisch-, Obst- und Gemüseständen. Draußen verkaufen Händler Mangos direkt von den Ladeflächen ihrer Pick-Up's, ein Freiluftfriseur schniegelt seinen Kunden im Schatten.
In Manaus, der größten Stadt in Amazonien, gehen wir an Bord. Und schon nach einigen Stunden fühlen wir uns wohl in unserem neuen Zuhause. Diese schmucken Amazonasboote mit zwei Decks, die mit Holzverstrebungen miteinander verbunden sind. Das Unterdeck mit Küche, Toiletten und Duschen; oben auf dem kleinen Sonnendeck sind unsere Betten, oder besser gesagt: unsere Hängematten, in denen wir übernachten.
Das Amazonasboot ist ausschließlich für uns gechartert. Eine Boots- und Kochcrew sowie ein lokaler Führer begleiten uns während der Fahrt. Der Rio Negro ist ein Schwarzwasserfluss; aufgrund seines besonders niedrigen ph-Wertes können sich Moskitos in diesen Gewässern nicht fortpflanzen und seine Umgebung ist somit fast mückenfrei. Auch die Nächte werden einmalig, denn wir verbringen sie in unseren eigenen Hängematten an Deck des Bootes. Die Laute des Dschungels dringen direkt zu uns herüber während das kleine Boot auf dem Fluss dümpelt.
Wir starten mit einem kleinen Umweg und begeben uns aufs Sonnendeck, von wo aus wir den besten Blick auf die Flusslandschaft haben. Der Rio Negro, ein Zufluss des Amazonas, schiebt sich gemächlich durch den Dschungel und sieht aus wie ein riesiger Binnensee inmitten einer wilden Landschaft. Bald haben wir das Ziel unseres Umwegs erreicht: das „encontro dos águas“, den Zusammenfluss zweier Flüsse. Das gelbbraune Wasser des Solimoes und das blauschwarze Wasser des Rio Negro fließen einträchtig nebeneinander her, bis sie sich nach etlichen Kilometern vereinigen. Ein fantastisches Gewirr von Farben, die sich ineinander verschlingen und schließlich eins werden. Das dauert so lang, weil der Solimoes eine niedrigere Wassertemperatur und eine höhere Fließgeschwindigkeit als der Rio Negro hat. Der Umweg ist lohnenswert, ein wunderbares Schauspiel!

Wir richten die Hängematten im Oberdeck aus und bei einem Caipirinha gibt unser Guide Ronaldo seine ersten Instruktionen. Angenehmer Typ, mit Wortwitz und großer Erfahrung. Beim Probeliegen in der eigenen Hängematte kommt so richtig Amazonasfeeling auf. Ein laues Lüftchen, herrlicher Ausblick und dazu das Tuckern des Motors.

encontro dos águas schlafdeck

Amazonasboot, Rio Negro

Gegen morgen geht ein kräftiger Regenschauer nieder und wir lassen die Plastikplanen an unserem Deck herunter. Wir landen in Novo Airão an und schauen uns eine kleine Werft an. Hier wurden die legendären Amazonasboote gefertigt. Doch jetzt ist der Bau der Holzboote nicht mehr erlaubt. Holzverschwendung und Sicherheitsbedenken sollen die Gründe sein. Aber es werden noch Boote dort repariert. Es regnet immer noch, aber auf uns wartet ein (das?) Highlight. Wir wollen an einem Bootsanleger Rosa-Flussdelfine (Botos) füttern und mit ihnen schwimmen. Diese über 2,5 m großen und weit über 100 kg schweren Flussbewohner kommen hier dicht an den Anleger. Wir genießen diesen Augenblick, die Tiere sind sehr zutraulich und tauchen immer wieder aus dem dunklen Wasser direkt vor einem auf. Mal spürt man Berührungen an den Beinen oder am Rücken. Sie springen hoch und fotogen aus dem Wasser um ein kleines Stück Fisch zu erhaschen. Mittlerweile werden sie als Therapietiere für behinderte Kinder aus Manaus eingesetzt, weil sie so zutraulich sind.
Am Spätnachmittag wechseln wir in das Beiboot und fahren in einen fast kitschigen Sonnenuntergang. Aber das ist eigentlich nicht der Grund, warum wir mit dem Langboot unterwegs sind. Als es vollkommen dunkel geworden ist, gehen wir auf Kaimanjagd. Die Lichtkegel unserer Lampen tanzen über Blätter und Halme. Wir horchen auf und starren gebannt aufs Wasser, minutenlang und schweigsam. Das Boot gleitet durch die Nacht und nur ganz entfernt dringen die Geräusche des Regenwalds zu uns. Aufmerksam scannen wir Zentimeter für Zentimeter der Wasseroberfläche ab. Bis sich im Uferdickicht zwei grüne Punkte im Wasser zeigen. Ein richtiger Griff des Guides und schon ist der Kaiman an Bord. Doch Vorsicht, auch der Biss dieses kleinen Exemplars kann einem durch die vielen Bakterien arg zusetzen.
Selbst kleinste Wunden werden hier, weitab der Zivilisation, zu lebensbedrohlichen Fällen.
rosa flussdelfin amazonas

Amazonasboot, Rio Negro

Wir fahren weiter flussaufwärts und man kann sich nicht satt sehen an dieser grünen Unendlichkeit. Mittlerweile ist das Leben an Bord zur Routine geworden und man genießt dieses Zusammenleben. Wir beobachten etliche Vögel, u. a. Greifvögel und Kingfischer, die hier zahlreich vorkommen. Am Vormittag steht eine ausgiebige Dschungeltour an. Guide Ronaldo erklärt ausführlich die Flora und Fauna Amazoniens. Wie man auch hier Pflanzen zum Überleben finden kann bekommen wir gezeigt und natürlich die vielen Pflanzen die der Grundstoff für die Naturheilmittel sind. Riesige Ameisen, einen Landleguan und eine Vogelspinne bekommen wir noch zu sehen. Die Pfahlhäuser sind immer seltener zu sehen, genau so wie die Bewohner des Rio Negro. Wir wollen noch eine Indio-Gemeinschaft besuchen und mit etwas (viel) Getöse werden wir an einem Punkt angekündigt. Der Besuch des Stammes fällt eher unter die Kategorie, Touri trifft Einheimische und gefällt mir nicht. Ein paar Kinder (kommt immer gut), Musik und ein Tänzchen (ganz nett) und die obligatorische Darbietung von irgendwelcher Handwerkskunst. Kein Wohnhaus, kein Kontakt mit den Leuten, kein Dorfleben. Vielleicht der einzige Negativpunkt auf der Rio Negro-Tour. Danach versuchen wir uns noch erfolglos im Piranhafischen, doch als wir zu unserem Boot zurück kehren, staunen wir. Da hat die gesamte Crew den Strand mit kleinen Feuern beleuchtet und wir haben ein schönes BBQ auf einer sandigen Landzunge. Als es an die brasilianischen Tänze geht, bin ich schnell wieder an Bord. :-)

kaiman amazonasboot

Amazonasboot - Manaus, Manaus – Flug nach Rio de Janeiro

Am nächsten Morgen weckt uns ein atemberaubender Sonnenaufgang und die Landschaft ringsum ist mal wieder überwältigend. Unser Boot dümpelt am Strand, wir frühstücken und irgendwie überkommt einen schon Abschiedsstimmung. Ich spaziere noch ein wenig durch den weißen Sand auf dieser Landzunge herum und genieße noch mal den Rio Negro. Die letzten Stunden auf dem Amazonasboot vergehen wie im Flug. Mir kommt es vor, als wenn der Regenwald immer schneller an einem vorbei zieht. In der Nähe von Manaus landen wir am Strand an, verabschieden uns von der netten Bootscrew und dem Guide Ronaldo.

Good bye, Rio Negro!

Es geht zum Flughafen und dort spielen sich über 3 Stunden verschiedene Dramen ab. So lange benötigen wir um für den Inlandsflug einzuchecken. Es ist einfach chaotisch, da werden Flüge fast wahllos umgebucht, die Gepäckscheine von Hand ausgefüllt usw. Wir haben noch eine Zwischenlandung in Brasilia, das ist akzeptabel. Also nach über 3 Stunden Warterei in der Schlange werden wir sofort zum Gate gerufen und eh wir uns versehen sitzen wir in der Maschine. Diese fährt auch sofort los. Unsere Freunde am Gate werden nicht mehr mitgenommen, denn es ist nur noch ein Sitzplatz frei. Wir können es nicht ändern. Alles ging sehr schnell und wir machen uns keine Hoffnung, dass das Gepäck mitgenommen wurde. Nach der Landung in Rio de Janeiro dann die Überraschung am Gepäckband. Nicht nur unsere Taschen und Rucksäcke erscheinen, nein auch die Sachen unserer Freunde, die ja nicht mehr mitfliegen konnten. Also erscheinen wir kurz vor Mitternacht in unserem Hotel mit reichlich Gepäck.

Rio de Janeiro

Als wir zum Frühstück gehen, treffen wir unsere Freunde völlig übermüdet in der Lobby. Sie haben weitere 7 Stunden warten und dann den Nachtflug nehmen dürfen. Wir frühstücken zusammen und machen uns dann auf zum Zuckerhut. Die Brasilianer nennen ihn Pão de Açucar und er ist Rios ältestes Wahrzeichen und eigentlich ein Geschenk Gottes an die Postkartenindustrie. Der massive Granitquader neben der Einfahrt zur Guanabara-Bucht ist 396 Meter hoch. Die Auffahrt erfolgt mit der Gondelbahn in zwei Etappen - von der Talstation auf den Gipfel des niedrigeren "Urca-Bergs" - und anschließend auf den "Pão de Açucar".
Die Aussicht hinunter zur Stadt ist überwältigend. Der Blick schweift über die Strände von Botafogo, Flamengo und der Copacabana. Man hat eine 360-Grad-Aussicht und kann die außergewöhnlich schöne Lage dieser Stadt bewundern. Überall drängt sich das Grün der Natur in den Blick. Wir blicken auch zum Corcovado Berg mit der Christusstatue, doch diese hüllt sich langsam in dicke Wolken.
Also machen wir uns flugs auf um diese eindrucksvolle Sehenswürdigkeit zu besuchen.
Die nach einem Schweizer Vorbild konstruierte Zahnradbahn von 1884, bringt den Besucher in einer 30 Minuten währenden, steilen Kletterpartie durch einen sehenswerten Bergurwald, zum Sockel des Monuments. Die 220 Stufen danach muss man selbst überwinden oder man nimmt den Aufzug. Wir haben Pech. Jetzt stehen wir am Fuße der 38 m hohen Christus-Statue und sehen nicht mal die weit ausgebreiteten Arme. Vom Panoramablick ganz zu schweigen. Auch an einem tiefer gelegenen Aussichtspunkt können wir kaum ein paar Meter schauen. Alles ist in dichten Nebel gehüllt.
Wir fahren in die Altstadt und es beginnt zu regnen. Es regnet häufig in Rio und ich habe noch nie so viele Regenschirmverkäufer gesehen - an jeder Ecke steht einer und bietet neben den Schirmen auch noch Regencapes an. Wir gehen in eines der in Brasilien sehr beliebten Kilo-Restaurants. Egal was man sich auf den Teller legt, es wird gewogen und man zahlt den angeschlagenen Kilopreis. Die Regentropfen fallen weiterhin in die Pfützen und wir gehen zur Catedral de São Sebastião. In diesem hässlichen, 106 m hohen Betonkegel finden bis zu 20.000 Gläubige Platz. Schreitet man aber durch eines der überdimensionalen Eingangsportale, ändert man seine Ansicht. Das Innere ist nicht nur optisch beeindruckend, denn der Sakralbau hat seine eigene Ausstrahlung.
Ganz in der Nähe befindet sich ein Startpunkt der Bonde. Eine antike Tram, die gleich nach dem Start über ein altes Aquädukt rumpelt. Die Fahrt geht nach Santa Teresa und führt direkt durch eine Favela und später durch Kopfsteinpflastergassen an kolonialen Villen und bunten Fassaden vorbei. Mit schönen Aussichten ist die Bonde auch bei Regen eine richtige Attraktion, zumal immer wieder Leute aufspringen und sich außen am Wagon festhalten. Der Besuch der Altstadt mit teilweise gut erhaltenen Gebäuden rundet den heutigen Tag ab.
zuckerhut ipanema

Rio de Janeiro

Unser Hotel liegt nur einen Block hinter dem weltberühmten Strand, der Copacabana. So kann man nach dem Frühstück mal schnell dorthin, zumal das Wetter heute mitzuspielen scheint. Wir nutzen diesen Umstand, planen um und ordern ein Taxi um noch mal auf den Corcovado zu fahren. Wenn man schon mal hier ist, dann sollte man den faszinierenden Ausblick vom 710 m hohen Wahrzeichen der Stadt auch gesehen haben. Durch den Tijuca Nationalpark (aus dem der Corcovado herausragt) fahren wir den Berg rauf und schauen uns dabei die Restbestände des Atlantischen Urwaldgürtels von Rio an.
Wieder die Treppen hinauf und dann endlich haben wir ihn, den unbeschreiblichen Panorama-Rundblick, den der 1145 Tonnen schwere Christus nun schon seit mehr als 70 Jahren genießt. Der Blick von hier oben, auf Rios einzelne Stadtteile, auf den Zuckerhut, das Maracana-Stadion und die Guanabara-Bucht, aufs Meer und die Inseln - ist tatsächlich unbeschreiblich!
Der Blick auf die Statue ist nicht minder beeindruckend. Man legt den Kopf in den Nacken und sieht die weit ausgebreiteten Arme und das Gesicht riesig über einem.

rio de janeiro corcovado

Nun ist es an der Zeit wirklich zur Copacabana zu gehen. Richtiges Badewetter haben wir ja nicht und das Wasser ist auch kalt. Die Surfer tragen Neoprenanzüge und so machen wir einen ausgedehnten Spaziergang. Es sind wenige Menschen am Strand, doch die Temperaturen sind angenehm. Nicht so hoch wie am Amazonas, aber immer noch weit über 20° C. Wir laufen zum Strand von Ipanema und lassen uns zu einer Kokosnussmilch nieder. Mit dem Strohhalm saugen wir die Milch aus der Frucht, der Blick geht über den Strand und dazu hat man den Bossa Nova-Hit "The girl from Ipanema" im Ohr. Ipanema gefällt mir noch besser als die legendäre Copacabana. Vielleicht liegt es an den Palmen, die hier dekorativ im Sand stehen.

Flug Rio de Janeiro nach Lissabon

Dann heißt es Sachen packen und Abschied nehmen. Der Flug geht am Abend und so ganz haben wir die letzten Wochen noch nicht realisiert. Die überwältigenden tropischen Sonnenuntergänge am Amazonas, die Tage auf den Booten, die Wärme, der Regenwald und zuletzt Rio de Janeiro. Für die Stadt sind 2 Tage eigentlich zuwenig, aber andere Rückflugverbindungen wären fast genauso zeitaufwendig gewesen.
Wir haben nur einen kleinen Teil von Brasilien bereist und es gibt noch so viele Gegenden zu erkunden. Die überaus freundlichen Brasilianer mit ihrer liebevollen Art machen eine Wiederkehr realistisch.

Ankunft in Frankfurt

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